Mathematik für Diabetes“wissenschaftler*innen“

Manchmal wünsche ich mir feste Formeln, mit denen ich meinen Diabetes behandeln kann. Warum kann es diese nicht geben? Wie behandle ich stattdessen?

1+1=2 ist eine Annahme, die nicht zu beweisen ist. Darauf beruht unser Rechensystem. Unter anderen Annahmen ergibt 1+1 ein anderes Ergebnis. Soweit zu meinen Mathematikerkenntnissen aus drei Semestern Mathe.

Im Diabetesbereich ist Mathematik überall: Der Dreisatz beim ausrechnen der BE aus Kohlenhydratmenge auf 100g, die Menge der Korrektur und auch die Geometrie kommt in diversen Kurven nicht zu kurz. Heute habe ich wieder an meiner Basalrate getüftelt, insgesamt zwei Stunden habe ich meine Daten gesichtet, interpretiert und ausgewertet. Theorien für Blutzuckerveränderungen erstellt, verworfen, wieder erstellt.

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Manchmal wünsche ich mir einen Kurs für Diabetiker, ähnlich wie ich ihn an der Uni hatte: Mathematik für Wirtschaftswissenschaftler hieß der, irgendwie knapp bestanden, im Folgenden völlig irrelevant für mein Studium und fast alles wieder vergessen. Soweit ich mich erinnern kann, gab es Formeln, die immer gleich waren und nur Faktoren eingesetzt werden mussten. Theorien, die sämtliche Phänomene der Volkswirtschaft erklären konnten. Und: Stinklangweilig.

Für den Diabetes gibt es leider keine feste Formel, die immer stimmt. Zu viele Faktoren zum einsetzen, zu viel ungewisses. Klar, es gibt jeweils wieder individuelle Richtwerte, z.B. senkt 1I.E. in der Regel meinen Blutzucker um 80-100 mg/dl ab. Wie gesagt, alles individuell und da auch nicht in die Ewigkeit gemeißelt. Langweilig ist es nie. Wenn ich denke, ich habe für die nächsten Tage eine Lösung gefunden, reagiert mein Blutzucker am nächsten Tag oft komplett konträr.

Daten

So würde mir ein Kurs „Mathematik für Diabeteswissenschaftler*innen“ im Stil der Uni vermutlich nichts nützen. Was mir aber hilft, ist wissenschaftliches arbeiten: Daten sichten, Kopf einschalten, mitdenken, recherchieren (in Fachliteratur oder auch die Überlegung, wie der Wert zustande gekommen ist), analysieren und auswerten. Und im letzten Ende auch auf mein Körpergefühl zu vertrauen, wann mir das alles nichts nützt und ich neue Maßstäbe anlegen muss.

5 Gedanken zu „Mathematik für Diabetes“wissenschaftler*innen““

    1. Hallo Hr. Naudorf. Mit den AGP-Kurven habe ich mich gestern u.a. auch beschäftigt, danke für den Hinweis. Am Anfang mit dem CGM war das sehr verwirrend, mittlerweile wird es besser. Viele Grüße, Beate

      1. Liebe Frau Putz ,
        Ich bin Beirat der Arbeitsgemeinschaft Diabetes und Technologie.
        Ich würde gerne mehr über ihre Fragen erfahren. Zur Zeit bin ich im
        Urlaub und nur bedingt erreichbar.
        Vielleicht können wir ja mal ab 11.09.2017 telefonieren: 015123070955
        Liebe Grüße M. Naudorf

  1. Hallo Beate,
    1997 habe ich in Bad Mergentheim eine Pumpenschulung bekommen. Damals ging das drei Wochen. Wir haben Schematas bekommen, um welche Uhrzeit 1 Einheit den Blutzucker um wieviel senkt. Morgens war es 30 mg/dl und spät Abends 60 mg/dl.
    Das ist sicherlich heute noch viel ausgereifter.
    Bei der Anpassung der Basalrate musst Du einfach die Zeitverzögerung Deines Insulins mit einbeziehen. Bei Analog ca eine Stunde geht bei mir gut. Je nach Erhöhung dann die Anpassung. Ich nehme zw. 10 und 20 Prozent. Mein BZ reagiert auf eine nicht optimale Basalrate sehr sensibel.
    Viel Erfolg und Grüße

    1. Hallo Fräulein Bö, danke für das Teilen deiner Erfahrungen. Ich wurde auch in Bad Mergentheim geschult und mir geht es wie dir: Stimmt die Basalrate nicht, ist der Tag gelaufen. Viele Grüße, Beate

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