Immer wieder Sonntags

Nach zwei Wochen Uni war ein Sonntagsausflug sehr nötig. Gerade blutzuckertechnisch ging es die letzten Tage nur auf- und ab, eine Achterbahn ist nichts dagegen.

Also Sachen gepackt (den Diabetiker erkennt man übrigens IMMER an der größten Tasche vor lauter Zusatzequipment!) und los ging’s zur Rietburg. Dort gibt es eine Sesselbahn, die wir natürlich genutzt haben. Trotz Höhenangst – immer weiter hoch. Die sogenannte „Sicherung“ besteht übrigens aus einem Klappbügel, den man während der Fahrt auch selbstständig wieder öffnen könnte. Immerhin sind wir sicher hoch- und wieder runtergefahren.

Oben sind wir ein bisschen herumspaziert, die meiste Zeit aber faul die grandiose Aussicht genossen.

 

 

grün, grün, grün ist alles, was ich sehe...
grün, grün, grün ist alles, was ich sehe…

Die Aussicht alleine von der Sesselbahn war schon ziemlich cool…

Schaukeln verboten!
Schaukeln verboten!

Von der Rietburg aus jedoch unschlagbar…

Zum Wohl. Die Pfalz.
Zum Wohl. Die Pfalz.

Auch wieder schön: der Frühling ist da. Jedes Jahr wieder grandios, wenn alle Pflanzen anfangen zu blühen. 🙂 Noch schöner: dazu leckeres Eis essen. Heute hab ich eine Eisdiele gefunden, die u.a. Orange-Basilikum-Eis verkauft. Etwas abgespaced, trotzdem ’ne coole Kombi. Und was gibt es besseres, als Eis mit Freunden in der Frühlingssonne zu genießen und dabei noch die Natur beobachten zu können?!

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Entspannung hilft auch dem Blutzucker
Entspannung hilft auch dem Blutzucker

Faszinierend war auch der Verlauf meines Blutzuckers….vor lauter Angst vor Hypos (besonders nach der Weinschorle gestern Abend) bin ich lieber etwas höher durch die Gegend spaziert. Hat doch gut funktioniert, vor allem im Vergleich mit den letzten Tagen. Stress/Anspannung hat bei mir einfach die größten Auswirkungen auf den Blutzucker. Wahrscheinlich werd ich demnächst doch mal einen Basalratentest durchführen müssen, da ich doch recht viele Zusatz-BE’s über den Tag verteilt hatte.

Basalratentest: ein fieser, fieser Test, der für mich schlimmer ist als eine Mathearbeit…man braucht zunächst einmal einen guten Ausgangswert mit vorherig möglichst stabilen Blutzuckerverlauf. Dann muss einmal pro Stunde gemessen werden (ca. 5 Stunden lange) und das alles, ohne Nahrung zu sich zu nehmen. Und genau DAS ist der Knackpunkt. Aber was muss, das muss und so werd ich mich die nächsten Tage immer mal wieder quälen, um mein Tages- und Nachtprofil zu überprüfen…

Jede Woche braucht ihre Aufgaben. Das wird dann wohl meine sein 😉

Mein Typ 1 – Diabetes – die Geschichte meines Apparätchens und mir

Halle Berry hat es. Matthias Steiner hat es. Anja Renfordt hat es. Dimo Wache hat es. Ich hab es.

Beate, 24 Jahre alt, seit 21 Jahren Typ-1-Diabetikerin.

Ich möchte mit diesem Artikel gern einige Informationen über Diabetes zusammenfassen und ein paar meiner Erfahrungen teilen.

Die Krankheit Diabetes („Zucker“) ist das drittgrößte „Land“ dieser Welt. Das Diabetes-Land teilt sich in mehrere Typen auf, die zwei bekanntesten Typen sind Typ 1 und Typ 2 Diabetes. Alle Typen haben gemeinsam, das etwas mit ihrer Insulinproduktion oder -verarbeitung nicht stimmt. Insulin ist der „Schlüssel“ für unsere Zellen, um für die Glukose aufzuschließen. Ohne Insulin ist der Zugang versperrt und der Diabetiker hat zwar genug „Zucker“ im Blut, jedoch nicht in den Zellen.

Typ-1-Diabetes entsteht, wenn die Bauchspeicheldrüse (bzw. die Langerhansschen Inselzellen) kein Insulin mehr produziert, es herrscht ein absoluter Insulinmangel.

Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunkrankheit, die durch weitgehend noch ungeklärte Faktoren ausgelöst wird. Da der Körper selbst kein Insulin mehr produzieren kann, muss dieses von außen zugeführt werden, in Form von Spritzen oder einer Insulinpumpe.

Ohne Insulin fällt der Mensch irgendwann in ein Koma, welches tödlich enden kann! Typ-1-Diabetes ist AUSSCHLIESSLICH NUR MIT INSULIN BEHANDELBAR!

Typ-2-Diabetes wird heute auch oft als „Lifestyle-Diabetes“ bezeichnet und ist in der Regel das,

was „deine Oma“ auch hat und bei der die „ganz tolle Low-Carb-Low-Sugar-Diet so suuuuper funktioniert hat“.

Das ist im übrigen nicht so. Die Bauchspeicheldrüse produziert Insulin in nicht ausreichender Form und/oder die Insulinrezeptoren wollen das Insulin nicht richtig annehmen und verarbeiten, man spricht von Insulinresistenz.

Die Mehrheit der Diabetiker im Diabetes-Land sind Typ-2-Diabetiker. Die Zahlen steigen sogar weiter an. Risikofaktoren hierfür sind Übergewicht, falsche Ernährung und die Gene.

Anders als beim Typ-1-Diabetes wird beim Typ-2 noch Insulin produziert, leider in nicht ausreichender Menge. Behandelt wird mit Tabletten, teilweise Insulin, der Erhöhung von Bewegung sowie einer Ernährungsumstellung. Auch bei einer „LowFat-LowCarb-LowSugar-lowWTF“-Diät gilt: hört man mit der Einstellung auf (keine Tabletten/Insulin/gesunde Ernährung/weniger Bewegung), kehrt der Diabetes „zurück“.

Grundsätzlich gilt: Diabetes ist noch nicht heilbar!

Dann darfst du ja gar keinen Zucker mehr essen!“ „Hast du die Pumpe auch nachts an?“

Nächstes Jahr feiere ich 20 Jahre Diabetes-Jubiläum und führe weitestgehend ein „normales“ Leben. Ich trage 24 Stunden lang eine Insulinpumpe, die mit einem Schlauch und einer Nadel (sog. Katheter), die in mein Unterhautfettgewebe führt, mit meinem Körper verbunden ist. Den Katheter muss ich alle zwei bis drei Tage wechseln, also einen neuen in den Bauch oder das Gesäß stechen. Die Insulinpumpe ermöglicht mir mehr Flexibilität im Alltag und eine feinere Einstellung, denn ich kann die Insulinausschüttung an die eines Stoffwechselgesunden anpassen. Zum schwimmen, duschen oder Sauna lege ich die Pumpe ab.

Ich kann, darf und möchte alles essen, was mir schmeckt! Aber vorher muss ich meinen Blutzucker checken, muss die Kohlenhydrate des Essens abschätzen und zusammenrechnen und über meine Pumpe mit Insulin abdecken.

Ist das die schlimme Form?“ „Sei froh, es könnte schlimmer kommen, es ist schließlich kein Krebs!“

Ich habe keinen Krebs, aber ich habe eine chronische Krankheit, die von mir 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche, volle Aufmerksamkeit und Disziplin erfordert, um Leistung zu bringen. Das kostet mich manchmal jede Menge Kraft und kann auch schonmal nerven.

Mit einer angemessenen Behandlung lebe ich meistens ganz gut vor mich hin (von rechtlichen Schwierigkeiten bei Verbeamtung / Versicherungsabschlüssen wie z.B. Berufsunfähigkeitsversicherung abgesehen, aber das würde zu weit führen).

(Dieser Artikel erschien 2013 in ähnlicher Form in der Universitätszeitung meiner Universität)