Lehrerin im Vorbereitungsdienst: Die Prüfungsvorbereitung und ein closed loop

Moin!

Bald steht mein Geburtstag, mein Bloggeburtstag und meine Prüfung zum zweiten Staatsexamen an. Leben als Lehrerin im Vorbereitungsdienst. Alles folgt kurz aufeinander. Ein spannender Monat, der hoffentlich zu einem guten Ende findet! Wie immer dabei: Mein Diabetes.

Meine vier Phasen der Prüfungsvorbereitung:

via GIPHY

via GIPHY

via GIPHY

via GIPHY

Oh, und der Diabetes!

Während dieser Phasen natürlich begleitet von meinem Diabetes. Im Laufe der Zeit steigt das Stresslevel, was mir meistens schlechtere Werte beschert. Zum einen sicherlich, weil Stress den Blutzucker beeinflusst. Zum anderen aber auch, weil ich mich in solchen Phasen weniger um meinen Diabetes kümmere: Kürzere Spritz-Ess-Abstände, seltenere Überprüfung meiner Zielsetzungen.

Welche Rolle spielt der Diabetes am Prüfungstag?

Hier in Schleswig-Holstein wird das zweite Staatsexamen für das Lehramt an einem Tag abgelegt (wenn es denn klappt!). Das bedeutet in meinem Fall: Offiziell geht es um 7:15 Uhr los, es gibt Standortwechsel, wenig Pausen, viel Adrenalin und endet irgendwann. Hoffentlich vor 16:00 Uhr.

Ablauf des Prüfungstages

Ich werde zwei Stunden zeigen, reflektieren, Unterricht erläutern und weiter mündlich mit verschiedenen Schwerpunkten geprüft werden.

Nach etlichen Jahren in der Schule und an der Universität weiß ich: Jede Prüfungssituation ist gleich. Zumindest für mich. Die gleiche Art der Aufregung, die gleiche Art der Blutzuckerschwankungen.

Rückblick nach „anno dazumal“: 2017

Für mich nichts Neues. Theoretisch. „Damals“ habe ich noch keinen Loop getragen, hatte noch nicht mal ein CGM. Meine letzte Prüfung an der Universität habe ich blutzuckermessend überlebt, und zwar im Jahre 2017!

Trotzdem möchte ich nicht in die Zeit zurück und möchte meinen Loop nutzen. Dazu brauche ich ein Smartphone. Mein Loop läuft derzeit über mein allgemeines Smartphone. An einer Prüfung könnte das schwierig werden.

Vorbereitung ist alles!

Aus diesem Grund, und auch, weil ich die Prüfer*innen nicht alle gut kenne, habe ich eben eine Mail an die Prüfungskommission geschrieben. Auf die Antwort bin ich gespannt. Bisher gehe ich davon aus, dass ich es durch die unkomplizierte Kommunikation nutzen darf. Falls nicht, werdet ihr es vermutlich hier durch einen Aufreger der Woche mitbekommen 😉

Ich kann jeder Person nur raten, sich frühzeitig zu informieren und zu überlegen, was sie am Prüfungstag benötigt. In meinem Fall: Ersatzkatheter, Setzhilfe, Messgerät, Insulinspritze, Insulin, Basalrate, Smartphone, Smartwatch und Hypo-BEs an verschiedenen Plätzen. Ebenso eine Abklärung, ob „Hilfsmittel“ wie Smartphones zu therapeutischen Zwecken erlaubt sind.

Zumindest aus der Diabetes-Sichtweise sehe ich dem Tag entspannt entgegen…

Lasst es euch gut gehen! Beate

P.S.: Meinen letzten Artikel der Serie „Lehrerin im Vorbereitungsdienst“ findet ihr hier.

Oops I did it again…Premiere: Jakobsweg mit Closed Loop!

Hallo in die Runde,

in den Herbstferien war ich wieder mal pilgern. Gemeinsam mit meiner Kindergartenfreundin Jana hat es mich auf den portugiesischen Jakobsweg gezogen.

Beate läuft, der Loop muss mit!

Neu mit im Gepäck: Mein Closed Loop System und meine neue Pumpe DANA RS (darüber werde ich euch an anderer Stelle berichten).

 

Rückblick

Die ersten Monate mit dem Loop lagen hinter mir, dabei meisterte ich auch einige Herausforderungen: Der Beginn des Vorbereitungsdienstes, der erste 10km Lauf, der erste Triathlon, ein 5km Lauf in Bestzeit, das erste Semester von dreien im Vorbereitungsdienst gemeistert….da waren die Herbstferien wie geschaffen für eine neue Herausforderung.

Der portugiesische Jakobsweg

Ich hatte mich im Vorfeld informiert, wie der Loop und ich gemeinsam dieses neue Abenteuer angehen können. Natürlich hatte ich wie immer mehr als genug Ersatzmaterial mit (immerhin 2kg weniger als sonst, ich versuche, zu reduzieren! ). Mein Rucksack war an allen möglichen Stellen mit Gels, Traubenzucker, Müsliriegeln und frischem Obst vollgestopft.

Alles ist möglich. Naja, fast!

Diabeteseinstellung

Doch: Der Loop bietet mehr Möglichkeiten als mein bisheriges Management! 🙂 Ich habe tagsüber das Profil auf 60% abgesenkt. D.h. egal, wie viel Insulin abgegeben wird, es sind immer 40% weniger als mein Normalverbrauch. Den Zielwert habe ich auf 140 mg/dl gestellt. Das hätte theoretisch recht gut klappen können, wenn ich mich im Ref nicht völlig umgestellt hätte. Ich bewege mich weniger, meine Insulinsensitivität sinkt, ich brauche mehr Insulin….und all das war auf dem Jakobsweg nicht mehr so. So hatte ich trotz Loop, trotz Zielwert, vormittags häufiger leichte niedrige Werte um die 50 – 70 mg/dl. Zu niedrig, um ohne „zu essen“ vernünftig laufen zu können. Zum Glück gibt es in Portugal und Spanien leckeres Essen, sodass ich immer gut nachfüllen konnte.

Vormittags lief es nicht. Ohne den Loop wäre ich dennoch vermutlich wesentlich schneller, heftiger und häufiger in Unterzuckerungen gekommen – ich bin so sehr dankbar für dieses System!

Et lööpt!

Nachmittags und Abends zeigte der Loop dann, was er konnte: Nachmittags lief ich auf 60% Profil mit Traumwerten durch die Gegend. Am Endort des Tages angekommen, stellte ich den Loop für wenige Stunden auf ein Profil von 120%. Mehr Insulin, super Werte. Die Nächte waren super entspannt! Bei den Jakobswegen vorher habe ich häufiger mit stark erhöhten Werten zu kämpfen gehabt. Fettiges Essen am Abend, ein bisschen vino tinto und das reduzierte Insulin tagsüber fordern auch mich zum Kampf heraus. Der Loop war da ein guter Partner an meiner Seite. Jeden Morgen bin ich mit guten Werten aufgestanden, die Nächte verliefen stabil.

Portugiesischer Jakobsweg in Zahlen

Start: Porto, Ende: Finisterre (über Santiago de Compostela)

km: 350 km

Tage gesamt: 14 Tage

Lauftage: 8 Tage (250km) + 3 Tage (100km)

Wetter: überwiegend sonnig, drei Tage sehr verregnet

Sei es das Abenteuer Loop, Abenteuer Pilgern, Abenteuer Triathlon: Jedes meiner Abenteuer hat sich gelohnt und mich weiter gebracht 🙂 Auch, wenn gerade der Alltags-Ref-Stress über mir zusammenzubrechen droht, die Werte besch*ssen sind und ich mich ein wenig durchkämpfe – Ich bin mir sicher, auch einige von euch sind gerade in einer ähnlichen Situation. Und in diesem Sinne, für alle Ronja Räubertöchter, Michel aus Lönnebergas, Pippi Langstrumpfs und Kinder von Bullerbü:

Lass dich nicht unterkriegen. Sei wild und frech und wunderbar. (Astrid Lindgren)

„Ich würde das so gerne mal machen, ich trau mich nicht“…und lass dich nicht von deinen Ängsten aufhalten.

 

Lehrerin im Vorbereitungsdienst mit Diabetes – Teil 2

Eigentlich müsste ich noch mehr machen. Eigentlich müsste ich noch mehr optimieren. Es ist nie genug. Aber auch die Erkenntnis: Sei nicht so streng mit dir selbst.

Moin!

Die ersten 100 Tage im Schulsystem liegen hinter mir. Damit auch erste Erfolge, Rückschläge, Ernüchterungen und verpasste Stunden Bewegungszeit. Aber es wird besser.

Am Anfang konnte ich meinen Diabetes besser beherrschen, da steckt momentan sehr viel Arbeit drin, leider noch nicht so viele Erfolge. Dafür kann ich mittlerweile schon schneller Unterricht vorbereiten und besser mal abschalten.

Bin ich so leistungsfähig wie andere?

Diese Frage stelle ich mir gerade sehr oft. Ich möchte mindestens genauso leistungsfähig sein wie andere, ich möchte zeigen, was ich als Mensch mit Diabetes alles kann. Leider führt das dazu, dass ich mir selbst nicht eingestehen kann, wie anstrengend das Leben mit Diabetes ist und vor allem gerade aktuell ist. Seit kurzem loope ich und das ist eine komplette Veränderung von allem, was vorher galt. Meine Umstellungen von CT auf ICT, von ICT auf Pumpe haben meine Eltern aufgefangen (logisch, ich war viel zu klein und trage die Pumpe seit ich 12 bin). Mein CGM brachte keine Mehrarbeit mit sich, da es „nur“ das bestätigt hat, was ich vorher schon vermutet habe und zusätzlich noch piepste, wenn mein Zucker in niedrige Bereiche wanderte. Der Loop dagegen ist vermutlich mit der Umstellung auf die Pumpe zu vergleichen und es ist wie immer im Diabetes: Eigentlich müsste ich noch mehr machen. Eigentlich müsste ich noch mehr optimieren. Es ist nie genug.

Das Gefühl habe ich gerade auch im Referendariat. Als Lehrerin wiederum wird mich das ebenso begleiten: Eigentlich könnte ich das noch verbessern, noch differenzieren, individualisieren.

„Es ist anstrengend, aber…“

Ich beneide gerade die Kollegen im Ref mit Kind. Bei Kindern reagiert das soziale Umfeld immer mit „Deine Priorität ist dein Kind und ja, das ist manchmal ganz schön anstrengend.“ Ich habe auch das Gefühl, dass die Kollegen mit Kind auch eher sagen können „Ja, es ist anstrengend“. Mir fällt das bis heute schwer. Ich kann mittlerweile sagen, dass der Diabetes ein 24 Stunden Job ist, doch bei mir im Kopf höre ich immer einen Gegenspieler: Ja, und trotzdem musst du stark sein, du musst dich eben mal zusammenreißen, du musst das jetzt schaffen. Wenn du dich nur mehr kümmern würdest, würde das auch klappen. Andere können das ja auch.

Meine Freunde und TypFler wissen das, wie sehr mich das mitprägt. Das ist auch sehr gut so. Durch meinen Umzug habe ich hier aber meine vertrauten Personen nicht um mich herum. So bleiben diese Gedanken also in meinem Kopf.

Ich stelle gerade schon fest, dass ich bemerke, wie anstrengend es ist, sich gleichzeitig um Diabetes und den sowieso anstrengenden Berufseinstieg zu kümmern. Ich habe heute von meiner Mama gehört:

„Sei nicht so streng zu dir selbst. Du stellst gerade deine komplette Therapie um, ich kann da schon gar nicht mehr mitreden. Dazu Umzug, Ref….was willst du denn noch alles auf einmal machen? Du machst das schon. Du musst das*  in deinem Kopf akzeptieren, die anderen sind schei*egal.“ [*das es anstrengend ist]

Das ist wohl der Punkt: Ich für mich muss da an mir arbeiten, mir zu sagen, dass ich manchmal erschlagen bin UND das in Ordnung ist. Wenn die Nacht blutzuckermäßig nur so semi-gut lief, der Tag im Wertechaos durch zu vieles Sitzen war (Seminartage sind laaaaang) und gleichzeitig der Input von allen Seiten kommt. Die anderen Mit-LIVs sind auch erschlagen. Ich habe nur immer Angst (vor allen in meinem eigenen Kopf!!!), dass ich das Bild eines Menschen mit Diabetes vermittle, das ich so gar nicht sein will. Der Mensch, der immer sagt „ich kann nicht, ich brauche eine Pause, weil ich habe ja Diabetes“.  Einfach mal stehen lassen zu können, dass es gerade anstrengend ist und ich vielleicht auch eine kleine Pause mehr brauche als andere. Ohne das zu relativieren, à la „aber es geht mir ja gut“.

Ich lebe mit Diabetes Typ1.

Mein Diabetes ist mein Kind, das mal sehr brav ist, mal nachts Albträume hat und mal den Supermarkt leer schreit. Das ist anstrengend und es braucht Zeit. Falls du hier schon länger mitliest, weißt du hoffentlich, dass ich kein Problem damit habe, Diabetes zu haben. Ich leide auch nicht an dieser Krankheit. Ich lebe mit Diabetes Typ1. Leben ist eben manchmal anstrengend. Jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen. Ich pilgere äußerst gerne mit meinem Rucksack auf dem Rücken durch die Gegend, da passt das Diabetespäckchen mit meinen anderen Gedanken auch rein 😉 Ich bin nicht schwach, wenn ich mal den Gedanken zulasse, dass ich wirklich einen zweiten Job habe.

Ich muss mir selbst das sagen, was ich anderen Menschen auch sagen würde: Es ist ok, das anstrengend zu finden.

 

Da mich das Thema gerade sehr beschäftigt, würde ich mich wirklich freuen, wenn du mich an deinen Gedanken teilhaben lässt, falls du dich auch gerade damit auseinandersetzt.

Viele Grüße, beate_putzt

 

 


Teil 1 von Lehrerin im Vorbereitungsdienst mit Diabetes findest du hier.