Aufreger der Woche: Selbstoptimierungswahn für Fitness & Ernährung

Leute! Ich weiß nicht, wie es euch geht: Der Fitness- und Ernährungswahn im Zuge der Selbstoptimierung bei social media erreichte diese Woche bei mir wieder den Höhepunkt. Klicke ich schon ständig sämtliche Inhalte dazu im gesponserten Bereich weg, kann ich natürlich nicht allen Inhalten aus dem Weg gehen.

Meine Liebe zum Essen und zur Bewegung trifft Modus Selbstoptimierung

Vorher sei gesagt: Ich LIEBE Essen! Ich kann mich stundenlang damit beschäftigen. Ich bewege mich gern und ja, ich treibe aus verschiedenen Gründen gern und regelmäßig Sport. Und trotzdem gibt es Sachen, bei denen ich aus der Haut fahre. Bei denen mich der Selbstoptimierungswahn so sehr ankotzt, dass ich mich eigentlich frage, was zur Hölle so abgeht. Und nach all meiner Aufregung nur noch Leere und offene Fragen zurück bleiben.

Postings auf instagram

Folgende Postings wurden mir in die Timeline gespült. Sie sind leider austauschbar und kommen viel zu oft vor.

Strong(h)er und Selbstoptimierung am Arsch!

Dazu ein paar Fragen und Gedanken:

  • Ist nur ein dünner Körper ein schöner Körper?
  • Ist ein weicherer, eventuell dickerer Körper unsexier als ein muskulöserer, eventuell schlankerer Körper?
  • Ist ein Sixpack überhaupt für jeden erstrebenswert / sinnvoll? Ich müsste dafür unter anderem massiv Körperfett reduzieren, ohne dass ich eine stärkere/stabilere Mitte hätte. Nur, um Muskeln zu zeigen, die nicht funktionell trainiert wurden, da ein Sixpack nicht unbedingt physiologisch sinnvoll ist. Gerade für Frauen/Menschen mit Uterus absolut absurd.
  • Wie viel weniger soll ich werden, um wenig genug zu sein?
  • Was passiert, wenn ich mal mehr bin an Umfang? Zum Beispiel durch Rennrad fahren und Eis schlemmen im Sommer? Zum Beispiel durch Phasen, in denen Bewegung nicht geht (Erkältung, OPs,…)?
  • Ist ein Training mit Erfolgen in Rekordzeit sinnvoll? Dauern Gewohnheiten nicht länger, um sich zu etablieren? Braucht der Körper nicht länger Zeit, um sich umzustellen, um Sehnen, etc sinnvoll zu belasten?
  • Ist der Weg, der für alle Frauen passt, überhaupt für mich schlau? Ich hab z.B. ein Hohlkreuz, meine Schwester nicht. Sollten wir da gleich trainineren? Bringen mich ihre Tipps weiter?
  • Ist das schlimmste, was mir passieren kann, wirklich das zunehmen? Sodass ich Angst haben muss? (Kleine Geschichte am Rande: Ich habe JAHRE gebraucht, um mich davon zu lösen. Jedes große Familienessen früher war eine Debatte über Kalorien und wie viel jemand zu oder abgenommen hat. Selbstverständlich war nur das Abnehmen toll, egal, aus welchem Grund.)
  • Müssen mich meine Freunde (absichtlich nicht gegendert) immer süß oder, wie hier, besser noch GEIL finden?
  • Warum wird in diesem Posting die kräftigere Frau gleichgesetzt mit keinem Selbstbewusstsein/-vertrauen, während die dünnere Frau all das hat?
  • Wie viel safe space bietet solch ein „Coach“ wohl Menschen, die mehr Körpergewicht haben, nicht abnehmen wollen, sondern einfach nur etwas Kraft aufbauen wollen?
  • Wie motiviert sind wohl Menschen mit Adipositas, langfristig Sportangebote wahrzunehmen, wenn sie mit solchen Bildern konfrontiert werden?
  • to be continued…

Die Kehrseite: Essstörung und Selbstzweifel

Ich hab familiär recht viel mit Essstörungen zu tun (gehabt). Es ist unfassbar schwer (gewesen), damit umzugehen. Sich nicht davon abhängig zu machen, 5kg mehr oder weniger zu haben. Es gibt Geschichten in meinem erweiterten familiären Umkreis, wie ein Schweinegeräusch, wenn sich der Kühlschrank öffnet (um sich daran zu erinnern, dass man wie ein Schwein frisst…). Weil weniger sein das wichtigste ist. Weil nur schlanke Menschen sexy Menschen sind. Alleine darüber könnte ich ewig schreiben.

Ich arbeite hart daran, meine Muskeln so zu stärken, um individuelle Defizite auszugleichen. Sprich Rückenschmerzen reduzieren und vorzubeugen. Selbstoptimierung ist das auch, mit dem Zweck, schmerzfrei und stabil zu sein. Dazu finde ich in diesem Posting übrigens gar nichts. Ich soll demnach ja Sport machen und mich ernähren, um weniger zu sein.

FUCK IT. Niemand muss weniger sein, um gut zu sein. Kümmert euch gut um euch, findet raus, was euch hilft. Und was nicht. Wie ihr euch wohlfühlt, fernab von Sehgewohnheiten. Blockt diesen ganzen Kram weg, so gut es geht. <3

P.S.: Richtig guten kostenlosen Umdenk-Content gibt es z.B. bei workittraininghamburg auf deren insta-Seite.