Das Thema des heutigen Tages der Diabetes-Blogwoche ist “Sag jetzt nichts”. Sondern mache aus deiner Antwort ein Foto. Ein Interview in Bildern.
1. Dein Gefühl / Gedanke bei deiner Diagnose?
2. Wie fühlst du dich an einem Tag ohne Hypos und Hypers?
3. Was du deinem Diabetes schon immer mal sagen wolltest!
4. Wie glaubst Du, nimmt Dein Umfeld dich wahr ?
5. Dein persönlicher “Diabetes Life Hack”
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„Ey, was hat die denn eigentlich immer einen Kasten anhängen?“ – „Das ist ihr Apparätsche!“
Das wurde vor ein paar Jahren ein Freund von mir gefragt. Dem war das ganze Diabetes-Insulinpumpe-blablabla zu kompliziert und kürzte das ganze ab. Der Name hat mir ganz gut gefallen und seitdem nenne ich meine Pumpe auch Apparätsche. Darüber, wie ich mein Dia-bad-ass-Leben mitunter sehe, hatte ich schonmal kurz geschrieben.
Heute dreht sich das Thema der Diabetes-Blogwoche um die Typ F’ler – also die Menschen, mit denen ich irgendwie zu tun habe und selbst nicht an Diabetes erkrankt sind. Für mich Diabetes-Muggel. Die Muggel haben irgendwie irgendwas schonmal von Diabetes gehört und können je nach Wissensstand mehr oder weniger mit mir diskutieren – wirkliche Zauberer wie wir Diabetiker sind sie aber nicht.
Nichtsdestotrotz haben einige Menschen in meinem Umfeld ein paar meiner Zaubersprüche („Ich muss einen Basalratentest machen“) gehört und verstanden und unterstützen mich dankenswerterweise 🙂
Vor ein paar Jahren war ich nochmal zur Schulung in Bad Mergentheim im Diabeteskrankenhaus. Quasi mein Hogwarts! Damals gab es eine Studie zur Unterstützung durch Familie und Freunde bei der Diabetestherapie und wie das diabetesbedingten Depressionen vorbeugen kann. Dadurch wurde mir bewusst, dass mich meine Familie schon immer unterstützt hat. Meine Freunde waren zum Teil sehr unterstützend, zum Teil desinteressiert (ob das jetzt wirkliche Freunde waren, sei dahingestellt…). Heute habe ich verstanden, dass meine Familie sehr viele Zaubersprüche kennt und versteht – meine Freunde hingegen nicht und sie im Gegensatz zu meiner Familie auch in dieser Form nicht kennen müssen. Aber ich kann ihnen versuchen, meine Krankheit mit Zauberformeln erklären, sodass sie genauer wissen, wie sich mich unterstützen können.
Fakt ist: wer sein ganzes Wissen für sich behält, nach außen hin aber nicht darüber spricht – der erhält keine Unterstützung. In jüngeren Jahren war die Unterstützung für mich eher etwas wie „mach mir mal den Traubenzucker auf“; heute brauche ich mehr die seelische Unterstützung – und dazu muss man mehr sagen als nur „Ich habe Diabetes, das ist eine Krankheit, die […].“ Natürlich nicht gleich jedem und nicht alles auf einmal…aber ein bisschen Zaubersprüche und Feenstaub schaden nicht 😉 Und jetzt mal ehrlich: wer freut sich nicht, ein bisschen Hogwarts in sein Leben zu bekommen und somit seinen eigenen Körper damit auch besser kennenzulernen? „Boah krass, wie gut du dich auskennst…das wusste ich noch gar nicht! Voll interessant!“ So bleibt auch meine eigene Motivation höher, mich weiterhin zu informieren, up-to-date zu sein und meine eigene Diabetestherapie imer wieder zu optimieren.
Liebe Muggel-Freunde, ihr seid spitze! Liebe Hogwartsschüler…diabrofist!
Das heutige Thema der Diabetes-Blogwoche ist Deutschland misst seinen Blutzucker. Blutzucker messen, für mich das Alltäglichste der Welt und morgens mit das erste, was ich mache. Dauert keine Minute und liefert doch so viel Aufschluss für meine Diabetestherapie. Ich messe meistes sieben mal pro Tag, es variiert aber je nach Tagesablauf und körperlicher Verfassung.
Auf was achte ich beim Messen und dem Zubehör?
Auch nach über zwanzig Jahren Diabetes steht meine Stechhilfe auf der niedrigsten oder zweitniedrigsten Stechtiefe. Außerdem messe ich mit den feinsten Nadeln, die auf dem Markt verfügbar sind, den BD Micro-Fine Lanzetten. Zusätzlich pflege ich abends meine Hände mit einer normalen Fußcreme (hilft bei mir irgendwie besser) und so sehen meine Hände relativ wenig „zerstochen“ aus.
Ungewöhnlichste Messung dieses Jahr
Das Messen des Blutzuckers ist für mich großer Teil meines Alltags. In der Regel geht es schnell und unkompliziert, ABER es gibt Situationen, da wird einem Diabetiker das Leben erschwert. Natürlich fehlt an fast jedem Gerät die Teststreifenbeleuchtung und somit ist nur unter zuhilfenahme von anderen Leuchtquellen oder sehr guten Ratefähigkeiten einen Blutstropfen auf den Messstreifen auftragen. Zusätzlich kann es noch an ganz anderen Sachen hapern und so konnte ich dieses Jahr einmal nur mit Hilfe von zwei weiteren Personen Blutzucker testen. Ich war auf dem Jakobsweg unterwegs, es stürmte und regnete schlimmer als an der Nordsee. Komplett durchnässt, die Hände aufgeweicht, fiel mir auf einmal ein: es wird Zeit für eine Blutzuckermessung! Weit und breit keine Unterstellmöglichkeit. So habe ich meine zwei Wegbegleiter genötigt, mir zu helfen: das Messgerät hat eine Freundin unter den Poncho eines Mitlaufenden gehalten; ich habe versucht, irgendwie verwertbare Blutstropfen aufzutragen und alle zusammen standen wir im Kreis, um das Messgerät vor Schäden und meine Hände vor noch mehr Nässe zu bewahren (es regnete wirklich in Strömen). Auch das hat insgesamt weniger als zwei Minuten gedauert, mein Wert war in Ordnung und ich konnte weiterlaufen. Diese Messung ist für mich trotzdem DAS Highlight bis zum jetzigen Zeitpunkt des Jahres 2015. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
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Das heutige Thema der Diabetes-Blogwoche ist Zukunftsmusik – Diabetes im Jahr 2025.
Rückblick und jetziger Stand
Als vor mehr als zwanzig Jahren mein Diabetes diagnostiziert wurde, hieß es „In ein paar Jahren alles gar kein Problem mehr, da können Sie ohne pieksen Blutzucker testen“. Diese und andere Heilungsgeschichten haben mich seitdem stets begleitet. Trotzdem hat sich in den ganzen Jahren einiges zum guten entwickelt: von der CT (konventionellen Therapie nach festgelegten Essenszeiten und abgezähltem Essen ohne das Hungergefühl einzubeziehen) hin zur ICT (intensivierte konventionelle Therapie, die ein flexibleres Leben möglich macht) und natürlich meine geliebte Insulinpumpe. Durch die Insulinpumpe kann ein gut geschulter Diabetiker die Bauchspeicheldrüse eines stoffwechselgesunden Menschen nachahmen. Die Betonung liegt auf gut geschult, denn eine Insulinpumpe erleichtert nicht per se das Leben – sie liefert mehrere Schrauben, um an der Therapie zu feilen. Schrauben bringen aber nur etwas, wenn man auch über diverse Schraubenzieher verfügt. Nur die Pumpe alleine wird keine bessere Therapie ermöglichen. Zuletzt dann die Entwicklung von CGM und FGM, zwei verschiedene Systeme, die den Gewebezucker überprüfen und es so ermöglichen, eine Art „Video“ des Zuckerverlaufs zu sehen. Beim normalen Blutzuckertest erhält man nur eine Momentaufnahme, eine Fotografie, die keinen Aufschluss darüber gibt, ob der Blutzucker gerade am steigen oder am sinken ist.
Im Jahr 2025 wünsche ich mir, dass eine richtige Blutzuckermessung ähnlich dem CGM möglich ist. Realistisch wünsche ich mir aber ein richtiges closed-loop-system, das mir eine weitgehend technische Heilung ermöglichen sollte. Ein closed-loop-system ist ein System, welches durch Zusammenarbeit eines Zuckersensors sowie einer Insulinpumpe die Vorgänge der Bauchspeicheldrüse nachahmt. Konkret heißt das: die Zufuhr des Insulins wird auf den Blutzuckerverlauf automatisch angepasst. Da laut meinem jetzigen Stand dazu noch sehr sehr schnellwirksame Insuline fehlen, bin ich gespannt, was sich in den nächsten zehn Jahren so tut. Zu meinem dann dreißigjährigen Diabetesjubiläum könnte sich doch auch schon 2024 etwas ändern?
Vor allem wünsche ich mir eine Kostenübernahme der Krankenkassen für die jeweils beste Therapiemöglichkeit der (Diabetes-)Patienten, denn Vorsorge ist günstiger als Nachsorge… 😉
Es ist Diabetes Blog Woche und ich mache auch mit. Heute zum Thema Dein Diabetes-Moment 2015.
Eigentlich könnte ich jeden Tag einen Diabetes-Moment beschreiben. Was war bisher dieses Jahr herausragend? Meine Blutzuckerkurve, die manchmal einer Achterbahn gleicht? Das Unverständnis mancher Diabetes-Muggel, dass ich wirklich NICHTS für mein Monster kann? Das Verständnis mancher Diabetes-Muggel, dass ich manchmal genervt bin und keine inkompetenten Ärzte mag? All das könnte Seiten füllen.
Entschieden habe ich mich aber für einen Diabetes-Moment mit meiner Mama. Seit ich 3 1/2 Jahre alt bin, habe ich Diabetes. Viel Hilfe und viel Kritik habe ich von meiner Mama erhalten. Gerade in der Pubertät hatte ich eiiiinige Diskussionen und Streitigkeiten über Sinn- und Unsinnigkeit meiner Diabetestherapie. Auch wenn heute nicht alles perfekt läuft, insgesamt bin ich durch ihre gute Schulung in der Lage, meinen Diabetes selbstbestimmt und selbstständig zu managen.
Dieses Jahr hatten wir wie so oft eine Unterhaltung über den Fortschritt und den Anfang meiner eigenen Diabetestherapie und es fiel ein Satz, der vielleicht für Außenstehende ganz unbedeutend ist:
„Mittlerweile vergess ich sogar manchmal, dass du Diabetes hast.“
Das hat mir einiges bedeutet, da es mir gezeigt hat, dass selbst meine Mama nach Jahren der Besorgtheit auch einigermaßen einverstanden und zufrieden ist, wie ich alles manage und auch mehr BEATE im Vordergrund steht als DIABETES MIT BEATE. Nicht, dass das jemals wirklich so gewesen wäre – aber in meiner Wahrnehmung der zickigen 13jährigen war das eben so 😉
Während der Vorbereitungen zu meiner anstehenden Reise habe ich auch einen für mich neuen Katheter, den Cleo-Katheter, getestet. Das besondere an diesem Katheter ist die integrierte Setzhilfe und die verschiedenen „Ankoppel-Positionen“ des Schlauchs an das eigentliche Katheterstück. (Leider habe ich vergessen, Bilder zu machen, hier ist ein Link zu dem Cleo-Katheter-Bild aus dem Internet.)
Zuerst war ich begeistert: ein kleines, durchsichtiges Pflaster, sehr unauffällig, das auch schwitzen, duschen und schwimmen übersteht. Die Setzhilfe ist leicht zu bedienen, das ganze Set ist kompakt und besser zu verpacken als meine üblichen Accu-Chek Flex Link.
Doch schon nach kurzer Anwendungszeit zeigten sich die ersten Schwierigkeiten: Wenn die Setzhilfe entfernt werden soll, besteht keine Möglichkeit, das transparente Pflaster festzuhalten – einmal ist es mir direkt mit rausgegangen. Glücklicherweise hatte ich noch Ersatz dabei.
Des weiteren habe ich nach zwei Tagen oft einen Verstopfungsalarm (Spirit Combo: E4) erhalten. Zusätzlich habe ich trotz Teflonnadel nach nur zwei bis drei Tagen Spritzstellen mit Verhärtungen entwickelt, die ich sonst nur von Stahlnadeln kenne.
Mein persönliches Fazit: für meinen Trip nicht geeignet. Ich habe sie getestet, um Gewicht einzusparen – die einzelnen Katheter mit integrierter Setzhilfe sind insgesamt aber dann schwerer als meine gewohnten Katheter mit Setzhilfe. Die Anwendungsprobleme sprechen in meinem Fall auch eine deutliche Sprache: Sie sind mal ganz nett, wenn der Schlauch öfter die Position durch verschiedene Tragemöglichkeiten der Pumpe wechseln soll. Als dauerhaften Katheter für mich nicht geeignet, da auch die Spritzstellen zu stark sind. Deshalb werde ich während der Reise und auch in Zukunft bei meinem Accu-Chek Flex Link Katheter bleiben.
Im Oktober melde ich mich zurück, bis dahin lege ich meine Putzlappen zur Seite! Herzliche Grüße, beate_putzt
Die Vorbereitungen für meine Reise auf dem Jakobsweg sind fast abgeschlossen. Eine besondere Herausforderung ist die Planung für meinen Diabetes: Insgesamt darf nicht mehr als 10kg in den Flieger und auch auf dem Weg sollten es nicht viel mehr Kilogramm auf dem Rücken sein.
Kleidungstechnisch beschränkt sich der Pilger auf ein Outfit am Körper und eines im Rucksack. Ich als pilgernde Diabetikerin muss mir dagegen mehr Gedanken machen und so habe ich in den letzten Wochen einiges gerechnet und ausprobiert: Wie viel ist zu viel an Equipment, wie viel ist zu wenig? Ist ein Katheter mit integrierter Setzhilfe eventuell besser? Werde ich jeden Tag mit Unterzuckerungen zu tun haben beziehungsweise wie viel Insulin kann ich von Beginn an reduzieren?
Ganz genaue Antworten kann ich noch nicht einmal für meinen eigenen Körper geben. Meine Hochrechnungen möchte ich gerne zum Erfahrungsaustausch mit euch teilen.
Mein Equipment ist etwas mehr als zuhause, da ich gerne mehr mitnehme, als ich benötige. Ich rechne mit bis zu 10x messen pro Tag, nehme also 300 Teststreifen und 52 Lanzetten mit (ich habe zwei Stechhilfen, die ich zwei Mal täglich wechsle).
Normalerweise wechsle ich alle 3 Tage den Katheter, habe jetzt für etwas mehr als alle 2 Tage Katheterwechsel eingepackt – die Hälfte davon ohne Schlauch. Ich nehme auch Desinfektionsmittel mit – Katheter halten bei mir besser, wenn ich vor dem Setzen die Haut entfette (sprühen – wischen – nochmal sprühen und trocknen lassen). Den Katheter werde ich mit Kinesiotape fixieren.
Wichtig natürlich auch Ersatzmessgerät und Pumpe und das Formular für den Flughafen vom Arzt (bisher noch nie benötigt, aber man weiß ja nie….). An Insulin nehme ich zwei Ampullen mit – normalerweise reicht mir eine 315ml Ampulle für 5 Tage. Falls ein Fläschchen oder das Insulin kaputt geht, habe ich somit genug Ersatz. Gekühlt wird nur das noch nicht genutzte Insulin in den Frio-Taschen. Da meine Insulinpumpe direkt am Körper ist, ist eine Kühlung nicht zwingend notwendig.
Meine Hypohelfer werden Trockenobst, Traubenzucker und ein paar Zucker-Gele (werde von Dextro Energy sowie Cola-Geschmack-High-Energy von Decathlon testen). Saft ist zunächst zu schwer und darf auch nicht mit in den Flieger.
Die Ersatzbatterien für Pumpe und Messgerät sowie die Batteriefachdeckel und Ampulle einschließlich Ampullendeckel (doppelter Bedarf) eingepackt und fertig!
Insgesamt kann ich so etwas mehr als einen Jutebeutel vollstopfen! Aber was muss, das muss – schließlich muss ich für alles gerüstet sein. Das Messgerät und ein paar Traubenzucker werde ich entweder ganz oben in den Rucksackdeckel packen oder vorne in eine Bauchtasche. Das restliche Equipment packe ich in einen Wäschenetz und wenn ich etwas brauche, kann ich es ganz flott komplett ohne viel kramen aus dem Rucksack holen. Genauso werde ich es auch mit meinem zweiten Outfit machen.
Bald geht’s los. 🙂 Wie es blutzuckertechnisch lief, werde ich sicherlich berichten. Viele liebe Grüße von beate_putzt
Seit einem halben Jahr spiele ich mit dem Gedanken, den Jakobsweg nach Santiago de Compostela zu pilgern. So langsam wird es wirklich konkret, denn ich habe mich vorgestern dazu entschlossen, im September loszulaufen. Irgendwo in Spanien soll es losgehen.
Gestern habe ich das begeistert einer Freundin erzählt, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen habe und sie so begeistert, dass sie sehr wahrscheinlich mitlaufen wird.
Pilgern? Warum pilgern? Warum stundenlang durch die Gegend laufen?
Obwohl ich katholisch bzw. christlich-gläubig bin, hätte ich diese Frage vor ein paar Jahren noch jedem gestellt. Was soll mir das bringen, zu irgendwelchen Marienfiguren zu laufen?
Marienfiguren interessieren mich immer noch nicht sonderlich.
Ich freue mich auf neue Menschen, die man im gehen kennen lernt
Die Gedanken, die ich sonst im Alltagsstress verdränge und dann vielleicht Zeit finden, beachtet zu werden
Ich freue mich auf neue körperliche Herausforderungen, da ich momentan ohne konkret zu sein, an die 450km geplant habe
Ich freue mich auf den Abstand vom Alltag und meine Rolle im Alltag, Zeit für mich und sonst niemand. Ich freue mich auf die Reiseumgebung, da ich kein All-inklusive-Urlauber bin und mir dort erhoffe, möglichst viel von der Umgebung mitzubekommen
Ich freue mich auch auf die Mehr-Zeit mit Gott, Mehr-Zeit zum beten, danken und beschweren
Ich freue mich auf alles, von dem ich noch gar nicht weiß, was mich erwartet
Warum Spanien? Ginge doch auch z.B. in Deutschland?
Das ist völlig richtig. Im September ist in Spanien aber die perfekte Reisezeit zum pilgern, es sei wohl nicht mehr so überlaufen, trotzdem könne man Leute kennenlernen. Außerdem: andere Länder, andere Sitten. Bessere Pilgerinfrastruktur zum Beispiel. Und außerdem auch: das Endziel eines der vielen Jakobswege ist nunmal Santiago de Compostela. Von dort aus soll es weitergehen zum Kap Finisterra, um dort noch ein paar Tage am Strand zu verbringen.
Vorbereitungen
Seit einem halben Jahr lese ich immer wieder auf Pilgerseiten und unterhalte mich mit gläubigen und nicht-gläubigen Menschen, die den Jakobsweg gegangen sind. Mittlerweile habe ich mich entschieden, nicht in Wanderschuhen zu laufen. Die Entscheidung, ob es Trail- oder Runningschuhe werden, muss ich noch treffen. Grundsätzlich benötige ich noch einen Rucksack. Mein ganzes Gepäck sollte auch mit Zuckerzeug immer noch leicht und kompakt sein. Da muss ich in den nächsten Tagen noch Vorbereitungen treffen genauso wie die genaue An- und Abreise zu planen. Ich habe noch nicht so die genaue Ahnung, an was ich alles denken muss. Auch, inwieweit ich mein Blutzuckerequipment möglichst leicht gestalten kann (für Tipps wäre ich dankbar! Wollte z.B. mal den Mio-Katheter mit integrierter Setzhilfe testen?).
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Kultur und Reisen.
Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist’s! Reise, reise! – Wilhelm Busch (1832 – 1908)
Beate, Diabetikerin, „die mit dem Zucker“, Dia-bad-ass und Dia-BAT-Ass.
Mein gesamtes Umfeld weiß, dass ich Diabetes habe – meine Freunde und Bekannte, meine Arbeitskollegen und auch die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die ich betreue. Ich muss in der Lage sein, jedem mir nahe stehenden Menschen meinen Diabetes zu erklären, denn es ist schließlich nicht der, den „die Omma auch hat“.
Die Reaktionen sind unterschiedlich und spannend.
Eine junge Erwachsene mit geistiger Behinderung fragt mich oft, was ich gerade mache, wenn ich meinen Blutzucker teste. „Weißt du doch, was mach ich denn?“ – „En Pieks machste, en Piiiieks.“ – „Richtig. Und warum?“ – „Nach em Zucker guckste, nach deinem Zucker!“ Wenn ich dann etwas zu tief bin und Saft zu mir nehme, wird das für die anderen auch kommentiert „En Saft nimmt se, dass se net umfällt.“
„Oh, so schlimm ist das nicht, oder?!“
Dieses Erfahrungswissen von ihr und vor allem, die Bereitschaft, sich etwas erklären zu lassen und offen zu sein für meine und andere Erkrankungen ist etwas, was ich gerade im Unialltag oft vermisse. Dort ist die Reaktion oft negativer und reicht von „Oh, so schlimm ist das aber auch net, oder? Kommst ja gut damit zurecht, oder?“ und „Ich muss echt aufpassen, dass ich das nicht bekomme, aber ich mach ja auch viel Sport und so…“.
Die erste Reaktion ist für mich soweit noch in Ordnung. Natürlich sollte ich eigentlich darauf antworten, dass es nicht schlimm ist, jemals war und jemals sein wird… 😉 Ich weigere mich immer öfter, so zu reagieren und antworte meistens etwas, dass ich mit Diabetes gut leben kann, es aber ein 24/7-Job zusätzlich zu meinem restlichen Pensum ist, das viel Disziplin und Organisation erfordert. Egal, ob ich schlafen will, lernen muss, krank bin oder betrunken in der Disco rumfalle (bzw, dass ich das so lieber nicht machen sollte).
Die zweite Äußerung, die nach der Erklärung kam, was Typ-1-Diabetes eigentlich ist, hat mich verletzt und sprachlos hinterlassen. Man redet und redet und redet…es kommt nichts an und man wird indirekt dann doch angeschuldigt, selbst Schuld an seiner Erkrankung zu sein. Ich habe dann nur nochmal gesagt „Ich habe eine Autoimmunerkrankung. Ich KANN nichts dafür. Ich treibe auch Sport und ernähre mich gesund!“ Wie reagiert ihr bei so etwas?
Ich bin mehr als nur ein Wert!
Ein weiterer Teil meines Dia-BAT-Ass-Lebens sind Stimmungsschwankungen, die teilweise vom Blutzucker abhängig sind. Habe einen Bekannten neulich über meine Unterzuckersymptomatik aufgeklärt und, dass ich dann auch mal zickig werden kann.
„Och wie praktisch, kaum biste zickig, kannstes auf deinen Wert schieben.“ – ich war ihm nicht böse. Nachdenklich hat mich der Satz trotzdem gemacht. Ist das so? Kann und darf ich meinen Blutzucker auf meine Gefühle Einfluss nehmen lassen? JA! DAS DARF ICH! Es ist ein Teil von mir, ein Teil meines Stoffwechsels…Werte schlecht, Laune schlechter. Laune schlecht, Werte schlechter. Isso. Fast immer. Punkt.
Das hat auch seine Vorteile. Meine Mitbewohnerin hat mich vor kurzem gefragt, warum ich jetzt so schlecht gelaunt sei. Ich habe daraufhin mal getestet, ein Wert von über 300mg/dl inklusive Schwindel, Sehstörung, Durst und schlechter Laune. Habe den Wert gesehen, ihn mir bewusst gemacht und schon ging es besser. Ein weiteres Mal ist einer Freundin von mir beim tanzen aufgefallen, dass es mir nicht gut gehen kann – ihrer Beschreibung nach war ich auf einmal sehr angespannt. Ich wollte in dem Moment sowieso messen, weil es mir selbst aufgefallen ist. Ergebnis: Unterzuckert auf der Tanzfläche, die Anspannung war berechtigt.
Dann kann ich mich doch auf meinem Diabetes ausruhen! Oder?
Ich denke nicht, dass wir uns auf unserem Diabetes ausruhen dürfen. Dass ich von meinen Werten mitbeeinflusst werde und meine Laune auch die Werte beeinflusst – ist so und ich nehme mir das Recht heraus, mit Achtsamkeit damit umzugehen und meine Mitmenschen möglichst nicht darunter leiden zu lassen. Weshalb ich eben aufkläre. „Es kann sein, dass ich gerade im Unterzucker mal zickig und schlecht gelaunt werde.“ Und mir dann die Diskussion nicht erspare, was „der Zucker“ eigentlich ist, die Reaktionen darauf wahrnehme, mich über diese freue oder auch mal ärgere…alles in allem, also eines ganz gut bin: ein Dia-BAT-Ass.
Liebe Freunde und Familie, vielen Dank für eure Unterstützung, euer Verständnis und eure Aufmerksamkeit!
Motivation. Ein Wort, so oft gesagt, oft wenig vorhanden. Extrinsische Motivation (Motivation von außen durch Belohnung / Bestrafung / andere Anreize) versus intrinsische Motivation (von innen, „einfach vorhanden“).
Immer benötigt: im Beruf, im Sport, in der Diabetestherapie. Ohne Motivation läuft gar nichts.
Was motiviert wirklich?
Mir helfen keine schlauen Ratgeberbücher à la: „Bastel dir eine visuelle Hundehütte und lass den Schweinehund eine Stunde schlafen!“ – bitte was? Bringt mir ja mal gar nix!
Wichtig ist für mich: einfach mal anfangen und möglichst noch Spaß haben!
Beim Thema Bewegung und Sport kann das sein, jeden Tag eine halbe Stunde spazieren zu gehen. Ich treffe mich auch gern mit Freunden, weniger zum Leistungsvergleich als eher zum vorher und nachher quatschen und sich über das gemeinsame Workout zu freuen.
Im Unialltag hilft es mir, mich wirklich in die Bib zu setzen oder an den Küchentisch – am Schreibtisch mache ich (zumindest momentan) immer nur Prokastination deluxe.
Problem: Diabetestherapie?!
Wir Diabetiker als lebenslang chronisch Erkrankte haben zu unserem normalen Leben noch einen 24h-Job. Ich habe oft mit Gewissensbissen zu kämpfen: das hättest du genauer/besser/anders machen sollen!!! Du darfst das nicht alles so lasch machen!!!
Auf der anderen Seite dann wieder „ist mir jetzt alles zu kompliziert/anstrengend!“ und „Den Basalratentest kann ich auch noch in trölf Wochen machen!“.
Ich weiß, dass es anderen genauso geht. Trotzdem: „die anderen“ sind meistens auch schlechter geschult als ich, haben alleine dadurch schon andere Voraussetzungen. Zusätzlich hat jedeR seinen ganz anderen Lebens- und Therapieansatz (das ist auch verdammt gut so!). Im Konsens bleibt aber, dass wir mehr oder weniger regelmäßig mit einem schlechtem Gewissen zu kämpfen haben.
Bei mir ist es weniger das messen oder berechnen an sich, sondern eher das Tagebuch führen und die Reflektion am Abend: was war gut, was war schlecht?
In letzter Zeit bin ich wieder aktiv dabei, mein Monster zu zähmen. MySugr – ich bin wieder da! Und siehe da: die Regel „Ich mach das jetzt einfach mal einen Monat lang und warte ab, was passiert“ hilft mir auch wieder. Seit zwei Wochen tippe ich fleißig meine Werte in die App. 🙂 Insgesamt gesehen hat sich dadurch schon meine Blutzuckereinstellung verbessert (ja, ohne Doku geht’s zumindest bei mir nicht) und ich reflektiere auch etwas mehr.
Fazit: ich kann jedem nur raten, sein persönliches Motivationsmotto zu finden und vieles immer wieder auszuprobieren – scheitern gehört dazu und Motivationsverlust ebenso.