DBW15 Dienstag – Zukunftsmusik

Das heutige Thema der Diabetes-Blogwoche ist Zukunftsmusik – Diabetes im Jahr 2025.


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Rückblick und jetziger Stand
Als vor mehr als zwanzig Jahren mein Diabetes diagnostiziert wurde, hieß es „In ein paar Jahren alles gar kein Problem mehr, da können Sie ohne pieksen Blutzucker testen“. Diese und andere Heilungsgeschichten haben mich seitdem stets begleitet. Trotzdem hat sich in den ganzen Jahren einiges zum guten entwickelt: von der CT (konventionellen Therapie nach festgelegten Essenszeiten und abgezähltem Essen ohne das Hungergefühl einzubeziehen) hin zur ICT (intensivierte konventionelle Therapie, die ein flexibleres Leben möglich macht) und natürlich meine geliebte Insulinpumpe. Durch die Insulinpumpe kann ein gut geschulter Diabetiker die Bauchspeicheldrüse eines stoffwechselgesunden Menschen nachahmen. Die Betonung liegt auf gut geschult, denn eine Insulinpumpe erleichtert nicht per se das Leben – sie liefert mehrere Schrauben, um an der Therapie zu feilen. Schrauben bringen aber nur etwas, wenn man auch über diverse Schraubenzieher verfügt. Nur die Pumpe alleine wird keine bessere Therapie ermöglichen. Zuletzt dann die Entwicklung von CGM und FGM, zwei verschiedene Systeme, die den Gewebezucker überprüfen und es so ermöglichen, eine Art „Video“ des Zuckerverlaufs zu sehen. Beim normalen Blutzuckertest erhält man nur eine Momentaufnahme, eine Fotografie, die keinen Aufschluss darüber gibt, ob der Blutzucker gerade am steigen oder am sinken ist.

Im Jahr 2025 wünsche ich mir, dass eine richtige Blutzuckermessung ähnlich dem CGM möglich ist. Realistisch wünsche ich mir aber ein richtiges closed-loop-system, das mir eine weitgehend technische Heilung ermöglichen sollte. Ein closed-loop-system ist ein System, welches durch Zusammenarbeit eines Zuckersensors sowie einer Insulinpumpe die Vorgänge der Bauchspeicheldrüse nachahmt. Konkret heißt das: die Zufuhr des Insulins wird auf den Blutzuckerverlauf automatisch angepasst. Da laut meinem jetzigen Stand dazu noch sehr sehr schnellwirksame Insuline fehlen, bin ich gespannt, was sich in den nächsten zehn Jahren so tut. Zu meinem dann dreißigjährigen Diabetesjubiläum könnte sich doch auch schon 2024 etwas ändern?

Vor allem wünsche ich mir eine Kostenübernahme der Krankenkassen für die jeweils beste Therapiemöglichkeit der (Diabetes-)Patienten, denn Vorsorge ist günstiger als Nachsorge… 😉

DBW15 MONTAG – Dein Diabetes-Moment 2015

Es ist Diabetes Blog Woche und ich mache auch mit. Heute zum Thema Dein Diabetes-Moment 2015.

 


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Eigentlich könnte ich jeden Tag einen Diabetes-Moment beschreiben. Was war bisher dieses Jahr herausragend? Meine Blutzuckerkurve, die manchmal einer Achterbahn gleicht? Das Unverständnis mancher Diabetes-Muggel, dass ich wirklich NICHTS für mein Monster kann? Das Verständnis mancher Diabetes-Muggel, dass ich manchmal genervt bin und keine inkompetenten Ärzte mag? All das könnte Seiten füllen.

Entschieden habe ich mich aber für einen Diabetes-Moment mit meiner Mama. Seit ich 3 1/2 Jahre alt bin, habe ich Diabetes. Viel Hilfe und viel Kritik habe ich von meiner Mama erhalten. Gerade in der Pubertät hatte ich eiiiinige Diskussionen und Streitigkeiten über Sinn- und Unsinnigkeit meiner Diabetestherapie. Auch wenn heute nicht alles perfekt läuft, insgesamt bin ich durch ihre gute Schulung in der Lage, meinen Diabetes selbstbestimmt und selbstständig zu managen.

Dieses Jahr hatten wir wie so oft eine Unterhaltung über den Fortschritt und den Anfang meiner eigenen Diabetestherapie und es fiel ein Satz, der vielleicht für Außenstehende ganz unbedeutend ist:

„Mittlerweile vergess ich sogar manchmal, dass du Diabetes hast.“

Das hat mir einiges bedeutet, da es mir gezeigt hat, dass selbst meine Mama nach Jahren der Besorgtheit auch einigermaßen einverstanden und zufrieden ist, wie ich alles manage und auch mehr BEATE im Vordergrund steht als DIABETES MIT BEATE. Nicht, dass das jemals wirklich so gewesen wäre – aber in meiner Wahrnehmung der zickigen 13jährigen war das eben so 😉

Viele weitere tolle Artikel findet ihr bei der offiziellen Seite des Diabetes-Blogs-Marathons. Ich freu mich auf viele spannende Artikel.

Cheers, beate_putzt

Review: Cleo-Katheter mit integrierter Setzhilfe im Test

Während der Vorbereitungen zu meiner anstehenden Reise habe ich auch einen für mich neuen Katheter, den Cleo-Katheter, getestet. Das besondere an diesem Katheter ist die integrierte Setzhilfe und die verschiedenen „Ankoppel-Positionen“ des Schlauchs an das eigentliche Katheterstück.  (Leider habe ich vergessen, Bilder zu machen, hier ist ein Link zu dem Cleo-Katheter-Bild aus dem Internet.)

Zuerst war ich begeistert: ein kleines, durchsichtiges Pflaster, sehr unauffällig, das auch schwitzen, duschen und schwimmen übersteht. Die Setzhilfe ist leicht zu bedienen, das ganze Set ist kompakt und besser zu verpacken als meine üblichen Accu-Chek Flex Link.

Doch schon nach kurzer Anwendungszeit zeigten sich die ersten Schwierigkeiten: Wenn die Setzhilfe entfernt werden soll, besteht keine Möglichkeit, das transparente Pflaster festzuhalten – einmal ist es mir direkt mit rausgegangen. Glücklicherweise hatte ich noch Ersatz dabei.

Des weiteren habe ich nach zwei Tagen oft einen Verstopfungsalarm (Spirit Combo: E4) erhalten. Zusätzlich habe ich trotz Teflonnadel nach nur zwei bis drei Tagen Spritzstellen mit Verhärtungen entwickelt, die ich sonst nur von Stahlnadeln kenne.

 

Mein persönliches Fazit: für meinen Trip nicht geeignet. Ich habe sie getestet, um Gewicht einzusparen – die einzelnen Katheter mit integrierter Setzhilfe sind insgesamt aber dann schwerer als meine gewohnten Katheter mit Setzhilfe. Die Anwendungsprobleme sprechen in meinem Fall auch eine deutliche Sprache: Sie sind mal ganz nett, wenn der Schlauch öfter die Position durch verschiedene Tragemöglichkeiten der Pumpe wechseln soll. Als dauerhaften Katheter für mich nicht geeignet, da auch die Spritzstellen zu stark sind. Deshalb werde ich während der Reise und auch in Zukunft bei meinem Accu-Chek Flex Link Katheter bleiben.

Im Oktober melde ich mich zurück, bis dahin lege ich meine Putzlappen zur Seite! Herzliche Grüße, beate_putzt

Reisen mit Diabetes im Rucksack

Die Vorbereitungen für meine Reise auf dem Jakobsweg sind fast abgeschlossen. Eine besondere Herausforderung ist die Planung für meinen Diabetes: Insgesamt darf nicht mehr als 10kg in den Flieger und auch auf dem Weg sollten es nicht viel mehr Kilogramm auf dem Rücken sein.

Kleidungstechnisch beschränkt sich der Pilger auf ein Outfit am Körper und eines im Rucksack. Ich als pilgernde Diabetikerin muss mir dagegen mehr Gedanken machen und so habe ich in den letzten Wochen einiges gerechnet und ausprobiert: Wie viel ist zu viel an Equipment, wie viel ist zu wenig? Ist ein Katheter mit integrierter Setzhilfe eventuell besser? Werde ich jeden Tag mit Unterzuckerungen zu tun haben beziehungsweise wie viel Insulin kann ich von Beginn an reduzieren?

Ganz genaue Antworten kann ich noch nicht einmal für meinen eigenen Körper geben. Meine Hochrechnungen möchte ich gerne zum Erfahrungsaustausch mit euch teilen.

Wenn ein Diabetiker auf Reisen geht...
Wenn ein Diabetiker auf Reisen geht…

Mein Equipment ist etwas mehr als zuhause, da ich gerne mehr mitnehme, als ich benötige. Ich rechne mit bis zu 10x messen pro Tag, nehme also 300 Teststreifen und 52 Lanzetten mit (ich habe zwei Stechhilfen, die ich zwei Mal täglich wechsle).

Normalerweise wechsle ich alle 3 Tage den Katheter, habe jetzt für etwas mehr als alle 2 Tage Katheterwechsel eingepackt – die Hälfte davon ohne Schlauch. Ich nehme auch Desinfektionsmittel mit – Katheter halten bei mir besser, wenn ich vor dem Setzen die Haut entfette (sprühen – wischen – nochmal sprühen und trocknen lassen). Den Katheter werde ich mit Kinesiotape fixieren.

Wichtig natürlich auch Ersatzmessgerät und Pumpe und das Formular für den Flughafen vom Arzt (bisher noch nie benötigt, aber man weiß ja nie….). An Insulin nehme ich zwei Ampullen mit – normalerweise reicht mir eine 315ml Ampulle für 5 Tage. Falls ein Fläschchen oder das Insulin kaputt geht, habe ich somit genug Ersatz. Gekühlt wird nur das noch nicht genutzte Insulin in den Frio-Taschen. Da meine Insulinpumpe direkt am Körper ist, ist eine Kühlung nicht zwingend notwendig.

Meine Hypohelfer werden Trockenobst, Traubenzucker und ein paar Zucker-Gele (werde von Dextro Energy sowie Cola-Geschmack-High-Energy von Decathlon testen). Saft ist zunächst zu schwer und darf auch nicht mit in den Flieger.

Die Ersatzbatterien für Pumpe und Messgerät sowie die Batteriefachdeckel und Ampulle einschließlich Ampullendeckel (doppelter Bedarf) eingepackt und fertig!

Insgesamt kann ich so etwas mehr als einen Jutebeutel vollstopfen! Aber was muss, das muss – schließlich muss ich für alles gerüstet sein. Das Messgerät und ein paar Traubenzucker werde ich entweder ganz oben in den Rucksackdeckel packen oder vorne in eine Bauchtasche. Das restliche Equipment packe ich in einen Wäschenetz und wenn ich etwas brauche, kann ich es ganz flott komplett ohne viel kramen aus dem Rucksack holen. Genauso werde ich es auch mit meinem zweiten Outfit machen.

Bald geht’s los. 🙂 Wie es blutzuckertechnisch lief, werde ich sicherlich berichten. Viele liebe Grüße von beate_putzt

Gedankenspiel & Reiseplanung

Seit einem halben Jahr spiele ich mit dem Gedanken, den Jakobsweg nach Santiago de Compostela zu pilgern. So langsam wird es wirklich konkret, denn ich habe mich vorgestern dazu entschlossen, im September loszulaufen. Irgendwo in Spanien soll es losgehen.

Gestern habe ich das begeistert einer Freundin erzählt, die ich schon sehr lange nicht mehr gesehen habe und sie so begeistert, dass sie sehr wahrscheinlich mitlaufen wird.

Pilgern? Warum pilgern? Warum stundenlang durch die Gegend laufen?

Obwohl ich katholisch bzw. christlich-gläubig bin, hätte ich diese Frage vor ein paar Jahren noch jedem gestellt. Was soll mir das bringen, zu irgendwelchen Marienfiguren zu laufen?

Marienfiguren interessieren mich immer noch nicht sonderlich.

  • Ich freue mich auf neue Menschen, die man im gehen kennen lernt
  • Die Gedanken, die ich sonst im Alltagsstress verdränge und dann vielleicht Zeit finden, beachtet zu werden
  • Ich freue mich auf neue körperliche Herausforderungen, da ich momentan ohne konkret zu sein, an die 450km geplant habe
  • Ich freue mich auf den Abstand vom Alltag und meine Rolle im Alltag, Zeit für mich und sonst niemand. Ich freue mich auf die Reiseumgebung, da ich kein All-inklusive-Urlauber bin und mir dort erhoffe, möglichst viel von der Umgebung mitzubekommen
  • Ich freue mich auch auf die Mehr-Zeit mit Gott, Mehr-Zeit zum beten, danken und beschweren
  • Ich freue mich auf alles, von dem ich noch gar nicht weiß, was mich erwartet

Warum Spanien? Ginge doch auch z.B. in Deutschland?

Das ist völlig richtig. Im September ist in Spanien aber die perfekte Reisezeit zum pilgern, es sei wohl nicht mehr so überlaufen, trotzdem könne man Leute kennenlernen. Außerdem: andere Länder, andere Sitten. Bessere Pilgerinfrastruktur zum Beispiel. Und außerdem auch: das Endziel eines der vielen Jakobswege ist nunmal Santiago de Compostela. Von dort aus soll es weitergehen zum Kap Finisterra, um dort noch ein paar Tage am Strand zu verbringen.

Vorbereitungen

Seit einem halben Jahr lese ich immer wieder auf Pilgerseiten und unterhalte mich mit gläubigen und nicht-gläubigen Menschen, die den Jakobsweg gegangen sind. Mittlerweile habe ich mich entschieden, nicht in Wanderschuhen zu laufen. Die Entscheidung, ob es Trail- oder Runningschuhe werden, muss ich noch treffen. Grundsätzlich benötige ich noch einen Rucksack. Mein ganzes Gepäck sollte auch mit Zuckerzeug immer noch leicht und kompakt sein. Da muss ich in den nächsten Tagen noch Vorbereitungen treffen genauso wie die genaue An- und Abreise zu planen. Ich habe noch nicht so die genaue Ahnung, an was ich alles denken muss. Auch, inwieweit ich mein Blutzuckerequipment möglichst leicht gestalten kann (für Tipps wäre ich dankbar! Wollte z.B. mal den Mio-Katheter mit integrierter Setzhilfe testen?).

 

Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Kultur und Reisen.
Darum, Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist’s! Reise, reise! – Wilhelm Busch (1832 – 1908)

 

Liebe Grüße von der reisefiebernden beate_putzt

Meinen Diabetes erleben oder: Being a Dia-BAT-Ass

Beate, Diabetikerin, „die mit dem Zucker“, Dia-bad-ass und Dia-BAT-Ass.

Mein gesamtes Umfeld weiß, dass ich Diabetes habe – meine Freunde und Bekannte, meine Arbeitskollegen und auch die Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die ich betreue. Ich muss in der Lage sein, jedem mir nahe stehenden Menschen meinen Diabetes zu erklären, denn es ist schließlich nicht der, den „die Omma auch hat“.

Die Reaktionen sind unterschiedlich und spannend.

Eine junge Erwachsene mit geistiger Behinderung fragt mich oft, was ich gerade mache, wenn ich meinen Blutzucker teste. „Weißt du doch, was mach ich denn?“ – „En Pieks machste, en Piiiieks.“ – „Richtig. Und warum?“ – „Nach em Zucker guckste, nach deinem Zucker!“ Wenn ich dann etwas zu tief bin und Saft zu mir nehme, wird das für die anderen auch kommentiert „En Saft nimmt se, dass se net umfällt.“

„Oh, so schlimm ist das nicht, oder?!“

Dieses Erfahrungswissen von ihr und vor allem, die Bereitschaft, sich etwas erklären zu lassen und offen zu sein für meine und andere Erkrankungen ist etwas, was ich gerade im Unialltag oft vermisse. Dort ist die Reaktion oft negativer und reicht von „Oh, so schlimm ist das aber auch net, oder? Kommst ja gut damit zurecht, oder?“ und „Ich muss echt aufpassen, dass ich das nicht bekomme, aber ich mach ja auch viel Sport und so…“.

Die erste Reaktion ist für mich soweit noch in Ordnung. Natürlich sollte ich eigentlich darauf antworten, dass es nicht schlimm ist, jemals war und jemals sein wird… 😉 Ich weigere mich immer öfter, so zu reagieren und antworte meistens etwas, dass ich mit Diabetes gut leben kann, es aber ein 24/7-Job zusätzlich zu meinem restlichen Pensum ist, das viel Disziplin und Organisation erfordert. Egal, ob ich schlafen will, lernen muss, krank bin oder betrunken in der Disco rumfalle (bzw, dass ich das so lieber nicht machen sollte).

Die zweite Äußerung, die nach der Erklärung kam, was Typ-1-Diabetes eigentlich ist, hat mich verletzt und sprachlos hinterlassen. Man redet und redet und redet…es kommt nichts an und man wird indirekt dann doch angeschuldigt, selbst Schuld an seiner Erkrankung zu sein. Ich habe dann nur nochmal gesagt „Ich habe eine Autoimmunerkrankung. Ich KANN nichts dafür. Ich treibe auch Sport und ernähre mich gesund!“ Wie reagiert ihr bei so etwas?

Klischee "Das ist-Diabetikes"-T-Shirt oder Bad-Taste-Party?!
Ein Klischee „Das ist-Diabetes“-T-Shirt oder Bad-Taste-Party?!

Ich bin mehr als nur ein Wert!

Ein weiterer Teil meines Dia-BAT-Ass-Lebens sind Stimmungsschwankungen, die teilweise vom Blutzucker abhängig sind. Habe einen Bekannten neulich über meine Unterzuckersymptomatik aufgeklärt und, dass  ich dann auch mal zickig werden kann.

„Och wie praktisch, kaum biste zickig, kannstes auf deinen Wert schieben.“ – ich war ihm nicht böse. Nachdenklich hat mich der Satz trotzdem gemacht. Ist das so? Kann und darf ich meinen Blutzucker auf meine Gefühle Einfluss nehmen lassen? JA! DAS DARF ICH! Es ist ein Teil von mir, ein Teil meines Stoffwechsels…Werte schlecht, Laune schlechter. Laune schlecht, Werte schlechter. Isso. Fast immer. Punkt.

Das hat auch seine Vorteile. Meine Mitbewohnerin hat mich vor kurzem gefragt, warum ich jetzt so schlecht gelaunt sei. Ich habe daraufhin mal getestet, ein Wert von über 300mg/dl inklusive Schwindel, Sehstörung, Durst und schlechter Laune. Habe den Wert gesehen, ihn mir bewusst gemacht und schon ging es besser. Ein weiteres Mal ist einer Freundin von mir beim tanzen aufgefallen, dass es mir nicht gut gehen kann – ihrer Beschreibung nach war ich auf einmal sehr angespannt. Ich wollte in dem Moment sowieso messen, weil es mir selbst aufgefallen ist. Ergebnis: Unterzuckert auf der Tanzfläche, die Anspannung war berechtigt.

Dann kann ich mich doch auf meinem Diabetes ausruhen! Oder?

Ich denke nicht, dass wir uns auf unserem Diabetes ausruhen dürfen. Dass ich von meinen Werten mitbeeinflusst werde und meine Laune auch die Werte beeinflusst – ist so und ich nehme mir das Recht heraus, mit Achtsamkeit damit umzugehen und meine Mitmenschen möglichst nicht darunter leiden zu lassen. Weshalb ich eben aufkläre. „Es kann sein, dass ich gerade im Unterzucker mal zickig und schlecht gelaunt werde.“ Und mir dann die Diskussion nicht erspare, was „der Zucker“ eigentlich ist, die Reaktionen darauf wahrnehme, mich über diese freue oder auch mal ärgere…alles in allem, also eines ganz gut bin: ein Dia-BAT-Ass.

 

Liebe Freunde und Familie, vielen Dank für eure Unterstützung, euer Verständnis und eure Aufmerksamkeit!

Liebe dedoc…diabrofist!

Alles Gute, beate_putzt

 

Das erste Mal mit Diabetes – eine Blogparade

Lea hat zu einer Blogparade aufgerufen: das erste Mal mit Diabetes. Fast 21 Jahre nach der Diagnose kein ganz so leichtes Thema, aber es gibt sie doch, die ersten Male in letzter Zeit oder die prägnanten, die mir im Gedächtnis geblieben sind.

 

Die erste Diabetes-Kinderschulung

Meine Eltern haben mich irgendwann mit circa 6 Jahren angemeldet, diagnostiziert wurde mein Diabetes schon mit 3,5 Jahren. Eine der jüngsten auf dieser Veranstaltung und eine derjenigen, die damals schon herausragend gut geschult war. Das soll jetzt nicht arrogant wirken, diese Tatsache habe ich einzig und alleine meiner Mama zu verdanken, die sich nach bestem Wissen und Gewissen für mich eingesetzt hat. Eine meiner Standardsprüche war dort „ich darf das nicht so machen hat meine Mama gesagt.“ Meine Werte waren auch grundsätzlich nie so schlecht wie auf den Diabetiker-Kinderschulungen – war ich später auf mich alleine gestellt, hat alles besser gepasst 😀 Am Lustigsten empfinde ich bis heute die Tatsache, dass ich bei einer nächtlichen Unterzuckerung nicht nur Apfelsaft trinken, sondern auch noch zusätzliche langsame Kohlenhydrate wie Milchschnitte oder Joghurt essen MUSSTE. Eine schlaftrunkene, unterzuckerte Beate, die nicht essen will und immer wieder viel zu hohe Werte am nächsten Tag durch diese Aktionen….die Erinnerung an die ersten Kinderschulungen.

 

Die erste Pumpe

Meine erste Pumpe habe ich in den Ferien 2002 in Bad Mergentheim bekommen. Damals war ich 11, gerade in der 5. Klasse und es war eine D-tron plus, auf die ich richtig richtig stolz war. Anfangs trug ich sie immer noch um den Hals (heute unvorstellbar, da unbequem), später am Gürtel und mittlerweile probiere ich immer wieder neues aus, standardmäßig am BH oder in der Hosentasche.

 

Das erste Mal bouldern – mit Pumpe

Dieses erste Mal war erst vor kurzem. Nach jahrelangem Zögern habe ich mir dieses Jahr das Ziel gesetzt, wenigstens das Klettern und Bouldern ma auszuprobieren. Zuckertechnisch habe ich alles wie beim normalen Sport behandelt, aber die Frage nach der Pumpenverstauung nahm doch noch einige Zeit in Anspruch. Letztlich habe ich gewechselt (je nach Boulderstrecke) zwischen Clip am Oberteil vorne und am hinteren Hosenbund angeclipst.

 

Das erste Mal nächtlich unterzuckert in meiner WG

In meiner WG bin ich bisher zweimal nachts so stark unterzuckert, dass ich auf Hilfe von meinen Mitbewohnerinnen angewiesen war. Die erste nächtliche war nach mehrern Gläsern Federweißern, der neue Wein, verhält sich auf den Blutzucker ähnlich wie Traubensaft DACHTE ich. Der Blutzucker steigt zwar radikal an, aber sinkt radikal schnell (viiiel zu schnell) bei Berechnung ab. Meine liebe Mitbewohnerin hat genau richtig reagiert: Saft nicht im Glas in die Hand gedrückt (ich war schon am Krampfen), mich zum trinken gezwungen und beobachtet, wie es mir geht. Im Endeffekt war sie gar nicht so sehr geschockt, dafür ich, dass ich auf Hilfe angewiesen war und in meinem emotionalen „Ich-komme-wieder-zu-mir-Zustand“ erstmal ne Runde geweint. Vielen Dank L. für die Betreuung 😉 <3

 

Das erste Mal „was machst du denn da/was ist das/bist du verletzt?“

Dieses erste Mal habe ich (wie andere Diabetiker auch) immer dann, wenn ich neue Menschen kennenlerne oder fremde Menschen in der Uni/in der Bahn/wo auch immer neben mir sitzen und ich mich um meinen Diabetes kümmere. Genau dann können die tollsten Gespräche entstehen oder auch der geliebte Hass-Satz folgen „Ah Zucker, hat meine Oma auch!“

 

Ich freu mich auf die vielen weiteren ersten Male und freu mich auch, von euren zu lesen. So entdeck ich dann auch noch mehr neue (Diabetes-)blogs.

Auf die ersten Male! Prost (ohne Federweißer zu berechnen!), beateputzt

Was motiviert dich?

Motivation. Ein Wort, so oft gesagt, oft wenig vorhanden. Extrinsische Motivation (Motivation von außen durch Belohnung / Bestrafung / andere Anreize) versus intrinsische Motivation (von innen, „einfach vorhanden“).

Immer benötigt: im Beruf, im Sport, in der Diabetestherapie. Ohne Motivation läuft gar nichts.

Was motiviert wirklich?

Mir helfen keine schlauen Ratgeberbücher à la: „Bastel dir eine visuelle Hundehütte und lass den Schweinehund eine Stunde schlafen!“ – bitte was? Bringt mir ja mal gar nix!

Wichtig ist für mich: einfach mal anfangen und möglichst noch Spaß haben!

Beim Thema Bewegung und Sport kann das sein, jeden Tag eine halbe Stunde spazieren zu gehen. Ich treffe mich auch gern mit Freunden, weniger zum Leistungsvergleich als eher zum vorher und nachher quatschen und sich über das gemeinsame Workout zu freuen.

Im Unialltag hilft es mir, mich wirklich in die Bib zu setzen oder an den Küchentisch – am Schreibtisch mache ich (zumindest momentan) immer nur Prokastination deluxe.

Problem: Diabetestherapie?!

Wir Diabetiker als lebenslang chronisch Erkrankte haben zu unserem normalen Leben noch einen  24h-Job. Ich habe oft mit Gewissensbissen zu kämpfen: das hättest du genauer/besser/anders machen sollen!!! Du darfst das nicht alles so lasch machen!!!

Auf der anderen Seite dann wieder „ist mir jetzt alles zu kompliziert/anstrengend!“ und „Den Basalratentest kann ich auch noch in trölf Wochen machen!“.

Ich weiß, dass es anderen genauso geht. Trotzdem: „die anderen“ sind meistens auch schlechter geschult als ich, haben alleine dadurch schon andere Voraussetzungen. Zusätzlich hat jedeR seinen ganz anderen Lebens- und Therapieansatz (das ist auch verdammt gut so!). Im Konsens bleibt aber, dass wir mehr oder weniger regelmäßig mit einem schlechtem Gewissen zu kämpfen haben.

Bei mir ist es weniger das messen oder berechnen an sich, sondern eher das Tagebuch führen und die Reflektion am Abend: was war gut, was war schlecht?

Mach den erten Schritt!
Mach den erten Schritt!

In letzter Zeit bin ich wieder aktiv dabei, mein Monster zu zähmen. MySugr – ich bin wieder da! Und siehe da: die Regel „Ich mach das jetzt einfach mal einen Monat lang und warte ab, was passiert“ hilft mir auch wieder. Seit zwei Wochen tippe ich fleißig meine Werte in die App. 🙂 Insgesamt gesehen hat sich dadurch schon meine Blutzuckereinstellung verbessert (ja, ohne Doku geht’s zumindest bei mir nicht) und ich reflektiere auch etwas mehr.

Fazit: ich kann jedem nur raten, sein persönliches Motivationsmotto zu finden und vieles immer wieder auszuprobieren – scheitern gehört dazu und Motivationsverlust ebenso.

Viel Motivation von beate_putzt

Diabetes & Sport – nenn mich Lara Croft!

Diabetes und Sport ist wohl ein Thema für sich und bringt daher verschiedene Probleme mit sich: von der Einstellungen des Diabetes hin zu der Unterbringung des ganzen Equipments.

Bevor ich starten kann, muss ich mich erstmal mit meinem Blutzucker und der zu erwartenden Anstrengung sowie dem Tagesablauf vor und nach des Sports auseinandersetzen:

– Wie hoch sollte der Ausgangswert sein? Yoga erfordert einen anderen Wert als Spinning, Spinning einen anderen als Schwimmen.

– Ist mein Ausgangswert dann auch tatsächlich so wie angepeilt?

– Wann habe ich das letzte Mal etwas gegessen?

– Wann werde ich wieder etwas essen?

– Bin ich danach noch unterwegs oder bewege ich mich?

– Wie ist mein körperliches Befinden? (bei Frauen: Zyklus?!)

Dies bringt viele Überlegungen mit sich und erfordert einiges an Vorbereitungen wie Sport-BEs* , Reduktion des Insulins (Basal*- und Bolus*insulin), Ruhephasen und und und….die Unterbringung meines ganzen Equipments!

Zum Sport (wie walken, Yoga, Fitness, Radtour) benötige ich:

ein Blutzuckermessgerät, Teststreifen, Stechhilfe, mindestens 4 Plättchen Traubenzucker, Müsliriegel oder ein Fruchtmus, Tempo, Schlüssel, Handy und Kopfhörer, Insulinpumpe, eventuell etwas zu trinken…also gefühlt drei Rucksäcke voll. Genau das muss speziell beim walken/joggen geschickt verstaut werden, ohne dass es mich behindert.

Meine Pumpe verstaue ich mittlerweile am liebsten im Sport-BH mit einer Silikonhülle oder in einer Seitentasche in meinen Sporthosen, die eigentlich für das Smartphone gedacht sind:

http://www.decathlon.de/laufhose-elioplay-damen-id_8325630.html
http://www.decathlon.de/laufhose-elioplay-damen-id_8325630.html

Bei Ilka von mein-diabetes-blog.com habe ich schon vor längerem einen Beitrag zum Thema Sport und sinnvollen Sporttaschen gelesen und mir deshalb eine flexible, gar nicht so hässliche Bauchtasche von oramics sport bestellt – da geht wirklich alles rein und sie hält, was sie verspricht!

 

Im Anschluss an meine ganzen Vorbereitungen kann ich einigermaßen „unbeschwert“ losstarten und sehe aus wie Lara Croft – könnte auch schlimmer sein 😉

 

Viel Spaß beim Sport wünscht beate_putzt

 

*Sport-BE: Sport-Berechnungseinheit, also das, was ich an Nahrung benötige, um meinen Körper in meinem persönlichen Sport-Blutzucker-Zielbereich zu halten. In meinem Fall schwankt das zwischen 150 – 250 mg/dl.

*Basisinsulin: als Basisinsulin bezeichnet man das Insulin, was die Grundversorgung des Diabetikers regelt unabhängig von Sport, Essen, Schlafen, etc. . In der Insulinpumpentherapie auch als Basalrate bezeichnet.

*Bolusinsulin: das Insulin, welches man zum Essen anrechnet

Selbstgemachter, fruchtiger Tomatenketchup

Heute bei beate_putzt: Ofengemüse mit Tomatenketchup.

Eins meiner Lieblingsgerichte, auch blutzuckertechnisch: gut zu berechnen, keine großen Schwankungen, sättigend und trotzdem leicht. Dazu brauch ich auch immer jede Menge Ketchup oder Quark.

Normaler Ketchup besteht gefühlt aus 60% Zucker, 30% Konservierungsstoffen, 5% Salz und 5% Tomaten…klar, schmeckt ab und an mal gut, aber ganz abgesehen von der Masse an schnellen Kohlenhydraten auch alles andere als gut für unseren Körper.

Deshalb heute mal wieder: selbstgemachten Ketchup.

Ich besitze einen Hochleistungsmixer, geht auch sehr gut mit dem normalen Mixer, dafür dann aber die Tomaten vorher eventuell zerkleinern.

Zutaten:

– 1 gute Handvoll Tomaten (ich nehme Cocktailrispentomaten)

– 3 getrocknete Antipasti-Tomaten

– Salz, Pfeffer

– frischer Basilikum

– 2 Esslöffel Tomatenmark

– optional: Sesam, Hefeflocken*

* Hefeflocken: der Ketchup ist je nach Tomatensorte recht flüssig, die Hefeflocken „saugen“ diese Flüssigkeit etwas auf. Zudem enthalten sie jede Menge B-Vitamine und Folsäure.

Diabetes-Technisch habe ich heute 1 BE angesetzt. Muss man natürlich ausprobieren.

Ich wünsch euch guten Appetit. beate_putzt