Aufreger der Woche: Selbstoptimierungswahn für Fitness & Ernährung

Leute! Ich weiß nicht, wie es euch geht: Der Fitness- und Ernährungswahn im Zuge der Selbstoptimierung bei social media erreichte diese Woche bei mir wieder den Höhepunkt. Klicke ich schon ständig sämtliche Inhalte dazu im gesponserten Bereich weg, kann ich natürlich nicht allen Inhalten aus dem Weg gehen.

Meine Liebe zum Essen und zur Bewegung trifft Modus Selbstoptimierung

Vorher sei gesagt: Ich LIEBE Essen! Ich kann mich stundenlang damit beschäftigen. Ich bewege mich gern und ja, ich treibe aus verschiedenen Gründen gern und regelmäßig Sport. Und trotzdem gibt es Sachen, bei denen ich aus der Haut fahre. Bei denen mich der Selbstoptimierungswahn so sehr ankotzt, dass ich mich eigentlich frage, was zur Hölle so abgeht. Und nach all meiner Aufregung nur noch Leere und offene Fragen zurück bleiben.

Postings auf instagram

Folgende Postings wurden mir in die Timeline gespült. Sie sind leider austauschbar und kommen viel zu oft vor.

Strong(h)er und Selbstoptimierung am Arsch!

Dazu ein paar Fragen und Gedanken:

  • Ist nur ein dünner Körper ein schöner Körper?
  • Ist ein weicherer, eventuell dickerer Körper unsexier als ein muskulöserer, eventuell schlankerer Körper?
  • Ist ein Sixpack überhaupt für jeden erstrebenswert / sinnvoll? Ich müsste dafür unter anderem massiv Körperfett reduzieren, ohne dass ich eine stärkere/stabilere Mitte hätte. Nur, um Muskeln zu zeigen, die nicht funktionell trainiert wurden, da ein Sixpack nicht unbedingt physiologisch sinnvoll ist. Gerade für Frauen/Menschen mit Uterus absolut absurd.
  • Wie viel weniger soll ich werden, um wenig genug zu sein?
  • Was passiert, wenn ich mal mehr bin an Umfang? Zum Beispiel durch Rennrad fahren und Eis schlemmen im Sommer? Zum Beispiel durch Phasen, in denen Bewegung nicht geht (Erkältung, OPs,…)?
  • Ist ein Training mit Erfolgen in Rekordzeit sinnvoll? Dauern Gewohnheiten nicht länger, um sich zu etablieren? Braucht der Körper nicht länger Zeit, um sich umzustellen, um Sehnen, etc sinnvoll zu belasten?
  • Ist der Weg, der für alle Frauen passt, überhaupt für mich schlau? Ich hab z.B. ein Hohlkreuz, meine Schwester nicht. Sollten wir da gleich trainineren? Bringen mich ihre Tipps weiter?
  • Ist das schlimmste, was mir passieren kann, wirklich das zunehmen? Sodass ich Angst haben muss? (Kleine Geschichte am Rande: Ich habe JAHRE gebraucht, um mich davon zu lösen. Jedes große Familienessen früher war eine Debatte über Kalorien und wie viel jemand zu oder abgenommen hat. Selbstverständlich war nur das Abnehmen toll, egal, aus welchem Grund.)
  • Müssen mich meine Freunde (absichtlich nicht gegendert) immer süß oder, wie hier, besser noch GEIL finden?
  • Warum wird in diesem Posting die kräftigere Frau gleichgesetzt mit keinem Selbstbewusstsein/-vertrauen, während die dünnere Frau all das hat?
  • Wie viel safe space bietet solch ein „Coach“ wohl Menschen, die mehr Körpergewicht haben, nicht abnehmen wollen, sondern einfach nur etwas Kraft aufbauen wollen?
  • Wie motiviert sind wohl Menschen mit Adipositas, langfristig Sportangebote wahrzunehmen, wenn sie mit solchen Bildern konfrontiert werden?
  • to be continued…

Die Kehrseite: Essstörung und Selbstzweifel

Ich hab familiär recht viel mit Essstörungen zu tun (gehabt). Es ist unfassbar schwer (gewesen), damit umzugehen. Sich nicht davon abhängig zu machen, 5kg mehr oder weniger zu haben. Es gibt Geschichten in meinem erweiterten familiären Umkreis, wie ein Schweinegeräusch, wenn sich der Kühlschrank öffnet (um sich daran zu erinnern, dass man wie ein Schwein frisst…). Weil weniger sein das wichtigste ist. Weil nur schlanke Menschen sexy Menschen sind. Alleine darüber könnte ich ewig schreiben.

Ich arbeite hart daran, meine Muskeln so zu stärken, um individuelle Defizite auszugleichen. Sprich Rückenschmerzen reduzieren und vorzubeugen. Selbstoptimierung ist das auch, mit dem Zweck, schmerzfrei und stabil zu sein. Dazu finde ich in diesem Posting übrigens gar nichts. Ich soll demnach ja Sport machen und mich ernähren, um weniger zu sein.

FUCK IT. Niemand muss weniger sein, um gut zu sein. Kümmert euch gut um euch, findet raus, was euch hilft. Und was nicht. Wie ihr euch wohlfühlt, fernab von Sehgewohnheiten. Blockt diesen ganzen Kram weg, so gut es geht. <3

P.S.: Richtig guten kostenlosen Umdenk-Content gibt es z.B. bei workittraininghamburg auf deren insta-Seite.

Suppenkasper #WichtelMitDiabetes

Welche Suppe das wohl wird? 🥕
Ich bin Suppenfan, kann die gut berechnen und hoffe jetzt, dass das Wichtelmädchen mir was abgibt.

Bildbeschreibung: Wichteltür, Weihnachtsbaum mit Beleuchtung. Auf dem Tisch steht ein Topf mit Gemüse, bereit zum garen.

À propos Suppe: Nicht nur das Wichtelmädchen kocht gern, ich auch. In der kalten Jahreszeit sehr sehr gerne Suppen.

Letztens habe ich eine vegane Variante von Birne-Bohne-Speck-Suppe ausprobiert. Dazu einfach Kartoffeln und Suppengemüse in reichlich Gemüsebrühe garen, Bohnen für 10 bis 15 Minuten mitgaren, Birne für die letzten 5 Minuten mit dazugeben. Räuchertofu anbraten und dazugeben. Wer ein detailliertes Rezept möchte: Ich habe mich an diesem hier orientiert und natürlich alles anders gemacht (Oma wär stolz).

Den Beitrag von gestern findest du hier.

Erkältung und Diabetes #WichtelMitDiabetes

Erkältung und Diabetes. Ganz ehrlich: Ich hasse es! Nun hat es das Wichtelmädchen erwischt.

Gestern gab es keine Spur oder keine Gespräch mit dem Wichtelmädchen. Heute den Eimer mit Taschentüchern. Ich hab das gemacht, was meine Eltern früher bei mir gemacht haben: Essen und Schleimlöser bereitgestellt und die Spritze hingelegt. „Ich hab dir die Spritze schonmal aufgezogen, du musst nur noch spritzen.“

Vor der Wichteltür liegen Mandarinenstücke, eine Tablette und eine Spritze. Daneben steht ein Eimer mit Papiertaschentüchern.

Diabetes und Erkältung: Meine Erfahrungen

Eine Erkältung nervt, ist klar. Mit Diabetes nervt sie auf eine ganz andere Art und Weise. Mein Blutzucker steigt oft an, ich habe entweder keinen Hunger oder esse die ganze Zeit, ich bewege mich wenig. Ich bin müde und quenglig. Und trotzdem: Der Diabetes geht nicht weg. Ich muss weiterhin ca 180 Entscheidungen am Tag treffen.

Erhöhe ich das Insulin? Wann stelle ich den Wecker? Um wieviel Prozent erhöhe ich die Basalrate? Schaffe ich es heute noch, mich zu bewegen? Diese Entscheidungen muss ich treffen, während ich müde, schlapp und mit Schniefnase auf dem Sofa sitze.

So ist das Leben eben, es muss Beben geben“ denke ich und treffe wieder mal ca 180 Entscheidungen.

Früher waren meine Eltern und später dann ich immer erschrocken, WIE VIEL MEHR Insulin ich brauche, wenn ich krank bin. Die Werte sind tendenziell eher schlechter. Aber: Es verursacht keine Folgeschäden oder bringt mich um, wenn ich an den Krankheitstagen nicht so gute Ergebnisse wie sonst erziele.

Meine Erfahrung ist, dass mein Blutzucker tendenziell eher ansteigt. Ich ballere also recht viel Insulin. Daran hab ich mich gewöhnt. Kann auch mal heißen: 200% Basalrate und zack, ferddich (bitte mit der Stimme der Bastelbrüder lesen!). Ich überprüfe meinen Blutzucker engmaschig, weil sich mein Körpergefühl mit einer Erkältung verschlechtert. Dank CGM gelingt das einfacher als früher. Ich achte darauf, mehr zu trinken, als ich will – weil nur Flüssigkeit das CGM korrekt laufen lässt.

Zum Glück ist so ne Erkältung recht schnell wieder weg. Ich drücke dem Wichtelmädchen die Daumen, dass es sich fix wieder erholt.

Den Beitrag von vorgestern findest du hier. Gestern war das Wichtelmädchen schon krank, deswegen gab es keinen Beitrag.

#WichtelMitDiabetes Plätzchen & Meer

Mehr Meer, mehr Plätzchen! Das Wichtelmädchen mit Diabetes hat gestern Plätzchen gebacken. Heute hat es die Plätzchen mit ans Meer genommen. Doch seht und lest selbst.

3.12.2021

In der Weihnachtsbäckerei
gibt es manche Leckerei
zwischen Mehl und Milch
macht so mancher Knilch
eine riesengroße Kleckerei

Rolf Zuckowski

…und das Rezept mit den BE-Angaben hat das Wichtelmädchen auch noch verschlampt! Nen Ohrwurm hab ich jetzt auch noch. Ich rechne unbekannte Plätzchen immer mit 18 – 20 g auf 12 g Kohlenhydrate. Kann klappen, muss aber nicht. 😛

Bildbeschreibung: Wichteltür. Kleines Regal mit Glasflaschen: Mehl, Zucker, Insulin. Auf einem Tisch steht eine Backmischung, bereit zum verrühren, daneben ein Plätzchenausstecher. Auf dem Boden liegt Mehl.

4.12.2021

Das Wichtelmädchen lässt sich am Meer den Kopf frei pusten. Mit dabei: Die selbstgebackenen Keksen von gestern.

Bildbeschreibung: Wichtelmädchen steht zwischen den Steinen und schaut aufs graue Meer. Auf einem Stein liegen zwei Plätzchen. Darunter ist ein CGM-Verlauf zu sehen.

Gestern fehlte mir die Zeit, um hier zu bloggen. Heute 2in1. Den Beitrag von vorgestern findest du hier.

Spritze oder Pumpe? #WichtelMitDiabetes

Hab eben beim nach Hause kommen das Wichtelmädchen getroffen. Heute beim mühsamen Spritzen durch die dicke Kleidung hat das Wichtelmädchen beschlossen, eine Pumpe zu beantragen. Wie schnell wohl so ein MDK im Wichtelland entscheidet? Habe ihr zu Geduld und zur genauen Dokumentation ihrer Therapie geraten. Gibt es sonst noch Tipps, vielleicht auch für Menschen?

Bildbeschreibung: Wichteltür und Tannenbaum sind mit einer Lichterkette beleuchtet. Das Wichtelmädchen steht rechts im Bild und hält eine Spritze fest.

Den Beitrag von gestern findest du hier.

Katerfrühstück #WichtelMitDiabetes

(Kater-)Frühstück und ab ins Bett. Ich mach dann mal sauber…Nach Alkoholkonsum achte auch ich noch am nächsten Tag genauer auf meine Werte. Nicht nur für den Kopf, aber auch für meinen Diabetes brauche ich dann Zucker & Fett. Scheint beim Wichtelmädchen ja ähnlich zu sein.

Bildbeschreibung: Ein kleiner Tisch mit Nutellabroten. Neben dem Tisch steht ein Nutellaglas. Es führen Fußspuren zur Wichteltür.

Den Beitrag von gestern findest du hier.

Diabetes und Alkohol: Eingenordet #WichtelMitDiabetes

Tja, Diabetes und Alkohol ist auch bei meinem Wichtelmädchen ein Thema.

Mein Wichtelmädchen hat sich wohl mit nem Friesengeist eingenordet und zumindest versucht, Blutzucker zu messen. 😉

Bildbeschreibung: Vor der Wichteltür steht eine Flasche Friesengeist. Auf dem Boden liegen Teststreifen und eine Stechhilfe.

Alkohol und Diabetes

Diabetes und Alkohol ist ja so ne Geschichte für sich. Es gibt einiges zu beachten. Werden ein paar Tipps und Tricks beachtet, stellt Alkohol kein großes Problem dar. Mit Vorsicht genossen, natürlich – auch ohne Diabetes. Ich verlinke unten ein paar Blogs und Videos, die sich mit dem Thema schon ausgiebig beschäftigt haben.

Übrigens: Den Beitrag von gestern findest du hier.

Boostern mit Diabetes #ÄrmelHoch

#ÄrmelHoch Bin jetzt geboostert. 🙂

Am Arbeitsplatz, sprich Schule, mit vielen Kolleg*innen. Wir sind solidarisch. (Die, die gestern nicht geboostert wurden, sind schon oder werden noch geboostert.) Bin sehr dankbar dafür. Natürlich freiwillig und nicht verpflichtet. Geld gibt’s dafür auch nicht. Stattdessen mehr Schutz für mich, für mein privates Umfeld, für mein Kollegium und auch für unsere Schüler*innen.

Einen Tag später und mir geht’s gut. Leichte Armschmerzen und etwas mehr Müdigkeit. Sonst nichts. Hätte ich so auch nicht erwartet, da ich bei den ersten beiden Impfungen nahezu alle Impfreaktionen hatte. Diabetesmäßig läuft es ebenfalls sehr gut. So war es bei den letzten Impfungen (egal welcher) auch. Der Hügel kommt davon, dass ich Risotto selten esse, zum ersten Mal gekocht habe und dann natürlich völlig daneben liegen musste. 😉

Gewebezuckerverlauf der letzten 24h

Ich kann mich nur wiederholen: Lass dich impfen. Das erste, zweite, dritte, … Mal.

Aufreger der Woche: Diabetes und Diskriminierung

Mir meiner Diskriminierungserfahrungen bewusst zu werden, war für mich ein wichtiger Prozess. Es lenkte den Blick weg von mir als Einzelperson zu uns als Gruppe von Menschen mit Diabetes und Behinderungen. Diskriminierung ist eben nichts, was ausschließlich ich erfahre!

Diabetes als Behinderung – Diskriminierung durch Diabetes

„Ich bin doch nicht behindert.“ Das habe ich vor wenigen Jahren noch selbst gesagt. Im Jahr 2021 hat sich viel geändert mit der Sicht auf Behinderung und was eine Behinderung ausmacht.

Vor kurzem habe ich auf instagram für den diabetes ratgeber ein takeover gemacht. Thema: Diskriminierung und Diabetes. Dieser Artikel ist eine vertiefte Zusammenfassung davon und eine Aktualisierung meines 2015 Artikels „behindert sein vs behindert werden , den ich heute nicht mehr ganz so schreiben würde.

Definition Diskriminierung im rechtlichen Sinne

Eine Diskriminierung im rechtlichen Sinne ist eine Ungleichbehandlung einer Person aufgrund einer (oder mehrerer) rechtlich geschützter Diskriminierungskategorien ohne einen sachlichen Grund, der die Ungleichbehandlung rechtfertigt. Die Benachteiligung kann ausgedrückt sein z. B. durch das Verhalten einer Person, durch eine Vorschrift oder eine Maßnahme.

https://www.antidiskriminierungsstelle.de/SharedDocs/Downloads/DE/publikationen/Handbuch_Diskriminierungsschutz/Kapitel_2.pdf?__blob=publicationFile&v=5, letzter Zugriff 27.02.2021

Wie behindert Diabetes?

Menschen mit Diabetes und Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen und Behinderungen haben alle ähnliche Erfahrungen in Bezug auf Barrierefreiheit und Inklusion gesammelt. Eine Person, die Rollstuhl fährt, hat andere Diskriminierungserfahrungen als eine Person, die blind ist. Trotzdem treffen wir an bestimmten Punkten aufeinander und siehe da „Ah, das kenn ich auch!“ kommt immer wieder in Gesprächen vor.

  • Diskriminierungserfahrungen bei Ärzt*innen und medizinischem Personal
  • Du bist so eine starke und inspirierende Persönlichkeit! alias inspiration porn
  • Absprechen von Erfahrungen und Expertise (bei uns Menschen mit Diabetes z.B. übergriffiges Verhalten wie „Du darfst das nicht essen! Ich kenn mich da aus!“)
  • Erschwerter Zugang zu Bildung: Schwierigkeiten bei der Wahl des Kita-Platzes, der Schule plus Schwierigkeiten der pflegenden Angehörigen, vorrangig Mütter, weiter beruflich tätig zu sein. Jede 10.Mutter gibt ihre Arbeitsstelle auf.
  • Kämpfe mit Krankenkassen, MDK und Co für Hilfsmittel (wer hat noch nicht gebangt, ob das CGM wieder genehmigt wird?)
  • Probleme bei der Verbeamtung und selbst mit Behindertenausweis Probleme bei der Versicherung
  • Keine Chance, mit Diabetes eine Berufs- oder Dienstunfähigkeitversicherung abzuschließen (ok, seit neuestem gibt es da eine verrückte Version – davon bin ich noch nicht überzeugt und auch da hängen so viele ABERs dran, dass es sich deutlich von Menschen ohne Behinderung unterscheidet)

Sich dessen bewusst zu werden, war für mich ein wichtiger Prozess. Es lenkte den Blick weg von mir als Einzelperson zu uns als Gruppe von Menschen mit Diabetes und Behinderungen. Diskriminierung ist eben nichts, was ausschließlich ich erfahre!

Das sind doch nur Einzelfälle!?

Diskriminierung ist möglich, weil das System es erlaubt (ähnlich wie bei Rassismus oder Sexismus). Diskriminierung ist vielschichtig.

Es kann natürlich sein, dass ein sehr unsympathischer Mensch zusätzlich zur Diskriminierung noch blöd wird. Aber auch nette, sympathische Menschen können sich diskriminierend verhalten (siehe die zahlreichen Beispiele unter dem Posting des diabetes ratgebers). Das System an sich ist auch schon diskriminierend.

Beispiel: Krankenversicherung und Diabetes Typ1 als Beamtin

In meinem Referendariat als Beamtin auf Widerruf 2018/2019 konnte ich mich nicht privat versichern, da die Öffnungsklausel nur für Verbeamtung auf Probe gilt. Also musste ich mich freiwillig gesetzlich versichern, zu einem deutlich höheren Preis als meine Mit-Referendar*innen in der PKV. Mein knappes Referendariatsgehalt wurde nicht angepasst. Für eine Krankheit, für die ich unfreiwillig Verantwortung trage, wurde ich bestraft.

Danach war ich ein Jahr angestellte Lehrkraft, hier war ich gesetzlich pflichtversichert und es gab keine Probleme.

Seit Oktober 2020 bin ich verbeamtet auf Probe. Eine freiwillig gesetzliche Versicherung ist sehr teuer. Nach Abwägen vieler Gründe habe ich mich für eine private Krankenversicherung entschieden. Dort zahle ich nun 30% (!!!) Risikozuschlag plus bin im stationären Bereich runtergestuft als gesetzlich Versicherte. Mein Gehalt wird auch hier nicht angepasst.

Das tut zwar allen Mitarbeitenden in allen Versicherungen immer totaaaaaaal Leid, ändern tut sich aber nix. Und da wir Menschen mit Behinderungen immer noch keine Lobby haben , setzt sich eben niemand für uns ein. Ich werde behindert.

Behinderung als Status

Meine Behinderung an sich ist erstmal nur ein Fakt: Teile meiner Bauchspeicheldrüse arbeiten nicht, ich übernehme einen Teil eines lebenswichtigen Organs. Das dass richtig nervig sein kann, wissen wir alle.

Manchmal möchte ich meinen Diabetes gerne abgeben. Die meiste Zeit lebe ich zufrieden mit meinem Diabetes. Diabetes ist eine meiner Stärken. Und egal, wie ich meine Behinderung wahrnehme – ich mache immer wieder diskriminierende Erfahrungen. Genau das zeichnet Diabetes als Behinderung aus, ob ich einen Behindertenausweis besitze, ist dafür überhaupt nicht relevant.

Dazu haben schon viele kluge Menschen geschrieben. Ich verlinke mal zwei meiner Lieblingsbeiträge. Leider ist das Einbetten von instagram Beiträgen nicht mehr erlaubt, deshalb sind es wirklich zwei hässliche Links – sorry!

www.instagram.com/p/CHAL9zSKj7j/?igshid=1gmqit9l36r85 (Raul Krauthausen)

https://www.instagram.com/p/CIoAEFqH51k/?igshid=jykdqgxcxl3 (Laura Gehlhaar)

Inklusion als Herzensthema

Ich habe katholische Religionslehre, Germanistik und Sonderpädagogik studiert, ich arbeite als Förderschullehrkraft, ich habe selbst eine Behinderung. Inklusion ist mein Herzensthema, über das ich immer noch zu wenig im Internet spreche. Ich versuche, das zu ändern.

Wer den instagram takeover verpasst hat, kann das Highlight sowohl auf dem Account des diabetes ratgebers als auch bei meinem Account ansehen.

Erzählt mir gerne mehr über eure Sicht auf die Dinge und über eure Diskriminierungserfahrungen. Ich freu mich auf den Austausch!

Liebe Grüße

beate_putzt für Inklusion

Weiterführende Links

T1Day 2018 und die neuen Leiden eines (TypF) Diabetikers

T1Day 2018 mit spannenden Themen und viel Austausch, u.a. Closed Loop und die neuen Leiden eines (TypF-)Diabetikers.

Moin in die Runde,

gestern war ich auf dem T1Day 2018 in Berlin. Ich habe viele schöne Gespräche gehabt, Informationen ausgetauscht und Vorträgen gelauscht. Zwei Themen waren für mich dabei besonders relevant: Closed Loop und die Belastung durch Diabetes und Technologie auf den Diabetes Typ F – Familie und Freunde.

T1Day 2018 Berlin

Der Tag begonn mit einem inspirienden Vortrag durch Profi-Hockey-Spieler Timur Oruz. Seine Botschaft: Sicher unterwegs, aber nicht verunsichert – und dadurch sein Leben mit Diabetes aktiv leben und gestalten. Toll!

Zum Thema closed loop wird an anderer Stelle viel geschrieben werden, Interessantes für Einsteiger und noch mehr Links für Fortgeschrittene finden sich hier, hier und hier. 🙂

Die neuen leiden des (typ f)Diabetikers?!

Ulrike Thurm lieferte wieder einmal einen spannenden Vortrag. Das Diabetes nicht nur mich belasten und erfreuen kann, sondern auch mein Umfeld, ist nichts Neues. Ulrike legte den Fokus ihres Vortrags nun aber auf die neuen Leides eines Typ-F-Diabetikers. Viele von uns nutzen eine Insulinpumpe und ein FGM/CGM. Ich muss diese Geräte kontrollieren, analysieren, überprüfen, programmieren und zwar immer, zu jeder Tages und Nachtzeit. Dazu kommt regelmäßig ein vibrieren, piepsen, „mist mein Akku ist leer“.

Neue Leiden eines Diabetikers…

Die technischen Neuerungen erleichtern mir als Diabetiker den Alltag, und dabei können sie sehr nervtötend sein (Mir wurde u.a. von Omnipods erzählt, die von Hammern zerschlagen oder von Autos überfahren wurden, um das Piepsen zu beenden!). Ulrike beschrieb das mit zwei Filmen, die bei uns Diabetikern laufen: Der eine Film ist mein Leben, gefüllt mit Hobbies, Beruf, Sport, sozialen Kontakten, Schlaf,… Der andere Film ist der Diabetesfilm, der sich ungefragt dazwischen schaltet und alles auf STOPP setzt. Ändere deine Prioriäten, ich brauche Aufmerksamkeit.

Ohne Frage, diese zwei Filme begleiten mich mittlerweile schon fast 24 Jahren. Seit Jahren „Pumpi“, seit einem Jahr mit CGM.  Ich fahre zwei Filme, von denen meine Umwelt mit Typ F mal mehr, mal weniger mitbekommt.

…führen zu neuen Leiden eines Typ-F-Diabetikers

Seit ich technisch so verkabelt bin, ist mein Diabetes sichtbarer, fühlbarer und hörbarer geworden. Das führt bei allem Fortschritt auch zu Belastungen zu meinem Umfeld.

Vortrag Ulrike Thurm

Viele Punkte kann ich aus meiner Erfahrung bestätigen. Die Angst vor Überforderung beim Bedienen der Technik hat dazu geführt, dass ich als nicht-mehr daheimwohnendes Kind bei Besuchen Dexcom- und Katheterwechsel mit meiner Familie übe. Das ständige Piepen und auch die angebliche Überbenutzung des Handys (als CGM-Empfänger) nervt meine Schwester zum Beispiel sehr. Die folgende Diabetestechnikbegeisterung mit längeren Vorträgen halten nur wenige Freunde und Familienmitgliedern aus.

Das kann zu Streit führen, ist bei mir glücklicherweise noch nicht so. Eine andere Diabetestherapie bedeutet eben auch eine andere Diabetes-Erfahrung für mein Gegenüber. Um keine Dreieicksbeziehung zu führen, hilft nur reden, aufklären und begeistern für die Technik UND auch eine gesundheitsbewusste Rücksichtsnahme meinerseits.  Konkret: Meine Schwester muss das Piepsen ertragen, dafür fasse ich mich in Bezug auf neue Sticker meiner Pumpe mittlerweile kurz. Ich lerne ja dazu…

Zusätzlich, so Ulrike, gibt es mittlerweile vereinzelt auch Hilfe für TypF-Diabetiker. Deren Sorgen sind genauso ernst zu nehmen wie unsere.

Schon Danke gesagt?

Ulrike forderte auch dazu auf, unseren TypFlern einmal DANKE zu sagen. In diesem Sinne:

LiebeR Mama, Papa, Marion, Janine, Lena, Julia, Ex-Arbeitskollegen und das komplette Freundes-ABC:

Danke.

 

Liebe Grüße, Beate

 

Weitere Beiträge:

Diapolitans Beitrag mit Fokus auf Closed Loop

Diafeelings Beitrag mit Fokus auf den Marktplatz und seine neuen Entwicklungen